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08.10.2009

Aktuelle Stunde: „Das Christentum ist mehr als Christean Wagner: Gott sei Dank“

„Der Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion hat in der letzten Woche gefordert, die Union müsse künftig ihr „C“ wieder mehr betonen. Sie müsse ihr ‚christliches Wertefundament‘ deutlicher machen. Das kann man als Außenstehender eigentlich nur begrüßen. Keine unchristliche Wahlkämpfe auf Kosten von Minderheiten mehr, keine Lügen über erfundene jüdische Vermächtnisse – nichts anderes als ein Verstoß gegen das achte Gebot – und keine Zerschlagung der sozialen Infrastruktur wie in der Operation Düstere Zukunft – dies alles  müsste dann endgültig der Vergangenheit angehören. Zur Besinnung auf die christlichen Wurzeln würde eine Aufarbeitung dieser und vieler anderer Sünden sicher beitragen, ich kann da nur zuraten“, so der rechtspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Andreas Jürgens, in der heutigen Aktuellen Stunde.

Es ist allerdings zu befürchten, dass anderes gemeint ist. Christean Wagner redet von christlichen Werten, meint aber eine rechts-konservative Neuausrichtung. Als Beispiel für christliche Politik fordert er die Beibehaltung der Benachteiligung eingetragener Lebenspartnerschaften gegenüber der Ehe. Also nicht mehr Nächstenliebe, sondern Ablehnung von Andersartigen. Nicht mehr Barmherzigkeit, sondern unbarmherzige Ausgrenzung. Nicht mehr Toleranz, sondern Fortsetzung der Intoleranz hält er für christliche Werte. Das ist ganz sicher nicht in Übereinstimmung mit der Überzeugung der meisten Christen, auch nicht derjenigen in der CDU-Fraktion.“

Das aufgeklärte, moderne Christentum schöpft die Kraft des Glaubens nicht aus der Ablehnung anderer Menschen. Der Stellenwert der eigenen Überzeugung wird nicht dadurch größer, dass andere herabwürdigt und ausgrenzt werden. Im Verständnis der Christen sind alle Menschen ein Geschenk Gottes an die Welt. Für Christen hat jeder Mensch in seiner einzigartigen Individualität den gleichen Anspruch auf Achtung und Würde: Frauen und Männer, Junge und Alte, Weiße und Menschen mit und ohne Behinderung, Schlaue und Dumme, und  ich sage, auch heterosexuelle und homosexuelle Menschen – alle sind nach christlicher Überzeugung Geschöpfe Gottes. Wer Menschen wegen eines persönlichen Merkmals – sei es das Geschlecht, die Herkunft, das Alter oder die sexuelle Identität – ausgrenzt, diskriminiert, schlechter behandelt als andere, handelt nicht christlich, sondern unchristlich. Nicht die Abwertung anderer, sondern die Akzeptanz des menschlichen Lebens in allen seinen Erscheinungsformen entspricht dem christlichen Menschenbild. Auch der Schutz der Ehe ist nicht davon abhängig, andere Lebensformen zu benachteiligen. Die Eheleute brauchen für ihr Eheglück nicht die Zurücksetzung homosexueller Lebenspartnerschaften. Und die Anerkennung der Lebenspartnerschaften beeinträchtigt auch nicht die Ehe.“

„Wenn die CDU-Fraktion künftig die christlichen Werte wieder stärker betonen will: Nur zu. Aber dann muss sie sich aber von ihrem Vorsitzenden emanzipieren und darf nicht  zulassen, dass der christliche Glauben auf einen evangelikalen Fundamentalismus reduziert wird. Denn das Christentum ist mehr als Christean Wagner – Gott sei Dank“, so Andreas Jürgens.


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
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