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20.02.2013

GRÜNE: Aus der Geschichte lernen – weitere Forschung notwendig

Bundesarchiv_Bild_175-04413, NS-Diktatur„Aus der Geschichte lernen und weiter in die Tiefe forschen“ sind die Schlussfolgerungen, die wir GRÜNE durch die vorgelegte Vorstudie zur NS-Vergangenheit ehemaliger Landtagsabgeordneter ziehen, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kordula Schulz-Asche. „Die Verantwortung  Einzelner während des deutschen Faschismus und ihre Rolle in der Bundesrepublik Deutschland durch weitere Nachforschungen zu untersuchen, wird mit den vorgelegten Erkenntnissen aktueller Studien immer dringlicher. “

„Von besonderem Interesse sind natürlich die ‚Überzeugungstäter‘, die vor 1933 in die NSDAP eingetreten und dort oder in den bisher wenig untersuchten Unterorganisationen führende Funktionen innehatten. Es ist aus heutiger Sicht unbegreiflich, wie selbst höhere Funktionäre der NSDAP in der jungen Bundesrepublik so schnell wieder in hohe Ämter gelangen konnten. Im ersten Hessischen Landtag waren noch wenige Abgeordnete mit NS-Vergangenheit vertreten. Der Anteil stieg aber schnell und erreichte in der 5. Legislaturperiode von 1962 bis 1966 den Höhepunkt. Die Phase von 1945 bis 1966  Bedarf daher genauester wissenschaftlicher Betrachtung in Bezug auf die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland.“

„Wollen wir aus Geschichte lernen, gehört zur Aufarbeitung aber auch die Verantwortung und die Lebensläufe der ‚Mitläufer‘ ohne die ein Unrechtsregime nicht funktionieren kann. Dies gilt auch für den ehemaligen Abgeordneten Reinhard Brückner, der 1983/1984 für die Fraktion der GRÜNEN im Landtag war, ohne diese über die NSDAP-Mitgliedschaft zu informieren. Brückner wurde  am 1. September 1941 im Alter von 18 Jahren unter der Mitgliedsnummer 8.604.663 als Mitglied der NSDAP aufgenommen. Nach 1945 zog er aber persönlich erhebliche Konsequenzen und wurde zu einem engagierten Menschen gegen Krieg, Rassismus und Ungerechtigkeit. Er studierte Theologie und wurde Pfarrer, engagierte sich u.a. in Südafrika gegen die Apartheid und war in Deutschland ein aktiver Mitstreiter gegen Atomkraft. Laut der 2011 im Auftrag der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag vom Historiker Hans-Peter Klausch erstellten Studie ‚gehörte [Brückner] zu jenen, die sich in jugendlicher Verblendung nach jahrelanger Indoktrination durch die HJ der Nazipartei angeschlossen hatten. Offensichtlich brachten leidvolle Kriegserfahrungen einen Gesinnungswandel mit sich‘.“

„Die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit von Mitgliedern des Hessischen Landtags wurde in den letzten Jahrzehnten ganz offenbar vernachlässigt. Das muss jetzt dringend nachgeholt werden. Wir werden uns auch dafür einsetzen, dass nicht nur die Arbeit der Historischen Kommission fortgesetzt wird, sondern auch andere Institutionen, wie die Landeszentrale für politische Bildung, sich wieder stärker mit dem NS-Regime und den Aufbaujahren des Landes Hessen befassen.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecherin: Elke Cezanne

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