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22.04.2009

Dorn und Klose kritisieren „Wegducken“ der Universität und Zögern von Oberbürgermeister Vaupel

„Das Wegducken der Verantwortlichen der Philipps-Universität in Bezug auf den 6. Kongress für Psychotherapie und Seelsorge in Marburg ist unverständlich und zunehmend ärgerlich“, so die Marburger Landtagsabgeordnete Angela Dorn und der Politische Geschäftsführer der Landesgrünen, Kai Klose. „Wenn die Universität gleichzeitig Persilscheine für den Veranstalter (‚seriös’) ausstellt, ergreift sie Partei für deren Thesen, ohne die Faktenlage hinreichend geprüft zu haben“, so die beiden GRÜNEN. Denn Vertreter der genannten Vereine traten bereits in der Vergangenheit bei Veranstaltungen der Akademie wiederholt auf, um gegen die Streichung der Homosexualität aus dem ICD der WHO zu polemisieren oder ihre Angebote anzupreisen. Außerdem bewerbe der Akademieverein auf seiner Website ein Seminar zur Ausbildung von Seelsorgern oder Therapeuten, die die Umpolungsprogramme von „wüstenstrom“ anwenden sollen.

„Nach unserem ersten Lob für Oberbürgermeister Vaupels vorsichtige Distanzierung erwarten wir jetzt deutlichere Worte. Inzwischen wurden von verschiedenen Medien hinreichend Belegem dafür veröffentlicht, dass ‚Herr Hoffmann und Frau Vonholdt Positionen vertreten, die sich gegen homosexuelle Identitäten und Lebensweisen richten’, wie Oberbürgermeister Vaupel es selbst zur Bedingung für seine Distanzierung gemacht hat. Unsere Kritik an deren Therapien wurde durch eine Vielzahl anerkannter Wissenschaftler, u.a. dem Marburger leitenden Professor für klinische Psychologie, Prof. Winfried Rief, bestätigt“ sind Dorn und Klose über die abwartende Haltung des Oberbürgermeisters verwundert.

Schärfer gehen die beiden GRÜNEN mit der Haltung der Universität ins Gericht: „Das Wegducken der Universitätsleitung muss ein Ende haben. Auch der Präsident der Fachhochschule Frankfurt fordert die Uni Marburg inzwischen auf, für die Veranstaltung keine Räume zur Verfügung zu stellen und sich von den homophoben Tendenzen des Kongresses zu distanzieren.“ Dorn und Klose begrüßen die klaren Worte von FH-Präsident Prof. Dr. Detlev Buchholz: ‚Wir hier an der Fachhochschule Frankfurt tragen zur Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Orientierungen bei, z.B. mit Veranstaltungen anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie. An der Universität Marburg scheint man den Sinn der freiheitlich-demokratischen Grundordnung anders zu deuten und geht den entsprechend umgekehrten Weg. Da gerieten Gleichstellungsreferate und die Öffnung der ‚Dual Career Services’ für Homosexuelle zum Feigenblatt, wenn man gegenüber homophoben Beiträgen in Universitäts-Veranstaltungen kein Rückgrat zeigt (komplette Stellungnahme).’

Bei einem vergleichbaren Kongress in Graz sind sowohl der steirische Landeshauptmann als auch der dortige Bischof in der Lage gewesen, deutliche Worte der Distanzierung zu finden. Beim Christival 2008 in Bremen habe Familienministerin von der Leyen durch ihre Intervention dafür gesorgt, dass die entsprechenden Seminare aus dem Programm genommen wurden. „Warum ein gestandener Universitätspräsident und ein erfahrener Oberbürgermeister – gerade auch nach der neueren Berichterstattung u.a. im Hessischen Rundfunk, der taz oder der „Welt“ – zu einer eindeutigen Distanzierung bisher nicht in der Lage sind, ist rätselhaft. Wir fordern Prof. Dr. Nienhaus und Oberbürgermeister Vaupel nochmals mit Nachdruck auf klarzustellen, dass diese Kongressteilnehmer in ihren Einrichtungen nicht willkommen sind.“

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