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24.09.2015
Portraitfoto von Tarek Al-Wazir vor grauem Hintergrund

Tarek Al-Wazir, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Reaktivierung der Kurhessenbahn

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt ein wunderbares Sprichwort: „Der Erfolg hat viele Väter und Mütter, der Misserfolg ist ein Waisenkind.“ Ich will jetzt einmal alle heftigen Debatten der Vergangenheit, in der alle ihre Rollen hatten, beiseitelassen und einfach sagen: 1987 ist diese Strecke stillgelegt worden. Es gab eine lange Debatte über die Frage, ob es nicht ein Fehler war. Der Edersee, das Upland und der Nationalpark Kellerwald haben inzwischen erheblich an touristischer Attraktivität und Bedeutung gewonnen. Daher gab es eine Debatte, ob es nicht gelingen kann, diese Strecke zu reaktivieren. Ich bin einfach froh, dass es gelungen ist und dass die Kurhessenbahn zwischen Korbach und Frankenberg seit dem 11. September 2015 wieder fährt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Land Hessen hat dafür ziemlich viel Geld investiert, nämlich über 16 Millionen €. Wenn man hinzuzählt, was in die Modernisierung des Bahnhofs Frankenberg und dessen Umfeld geflossen ist – ich kann allen nur raten, sich das einmal anzuschauen; es ist wirklich ein Schmuckstück, geworden bis auf das eigentliche Bahnhofsgebäude, das im nächsten Jahr dran ist, Herr Kollege Frömmrich –, dann wird klar, dass damit auch Investitionen in der Region angestoßen worden sind. Ich bin davon überzeugt, dass das seinen Teil zur Attraktivität des Schienenverkehrs beitragen wird.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege Lenders, natürlich gehört das Auto zur Mobilität im ländlichen Raum. Aber auch der Schienenverkehr gehört dazu. Innerhalb von Frankenberg oder Korbach gehört auch das Zufußgehen dazu. Es gehört vielleicht auch das Fahrradfahren dazu. Wenn man am Ende das Fahrrad in die Kurhessenbahn mitnehmen kann, dann haben Sie ein klassisches Beispiel von Intermodalität. Dazu brauchen Sie aber das Angebot auf der Schiene.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)

Wir müssen Angebote schaffen – und das sage ich noch einmal in Richtung der passionierten Autofahrer unter uns –: Jeder, der in der Bahn sitzt, fährt nicht auf der Straße und ermöglicht Ihnen, Herr Kollege Lenders, dann eine freie Durchfahrt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Thorsten Schäfer-Gümbel)

Ich will ausdrücklich betonen: Genau das ist ein Zeichen für das mobile Hessen 2020. Wenn man sich das insgesamt – –

Vizepräsidentin Heike Habermann:

Herr Staatsminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Lenders?

Tarek Al-Wazir:

Frau Präsidentin, danach bin ich über die Zeit, deswegen lieber nicht. – Mir ist der folgende Punkt noch wichtig: Wenn man sich die Schieneninfrastruktur in Nordhessen insgesamt anschaut, stellt man fest, dass bei der Kurhessenbahn in den letzten Jahren immer mehr reaktiviert worden ist und dass das jetzt der letzte Lückenschluss war. Dann wird klar, dass wir jetzt ein attraktives Angebot auf der Schiene haben, so ähnlich wie die Regiotram in und um Kassel.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in Nordhessen sind die größten Probleme gelöst, was die Infrastruktur auf der Schiene angeht; im Rhein-Main-Gebiet arbeiten wir noch daran.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Ich will es ausdrücklich sagen, denn ich bin darauf angesprochen worden: Die neue Bahnlinie bietet alle zwei Stunden durchgehende Fahrten. Es wird auch darauf ankommen, wie sie jetzt angenommen wird. Davon wird es auch abhängen, ob wir noch einmal zusätzlich investieren, um auch den Stundentakt anzubieten zu können. Den gibt es jetzt übrigens zwischen Frankenberg und Marburg. Es gibt auch neue Direktverbindungen in der Region, z. B. mit Umsteigemöglichkeiten in Marburg, Richtung Gießen und Frankfurt; in Korbach nach Bad Arolsen, Wolfhagen und Kassel; und natürlich in Richtung Brilon-Wald nach Dortmund. Das bedeutet, dass wir eine attraktive Anbindung der Region in die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main im Süden und in die Metropolregion Rhein-Ruhr im Norden haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube, das wird auch seine Auswirkungen auf die touristische Attraktivität der Region haben.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)

Herr Kollege Lenders, natürlich geht es auch um sinnvolle Verknüpfungen zu anderen Verkehrsträgern, z. B. Park and Ride, Bike and Ride, Bus and Ride und Kiss and Ride. Für die Nicht-Verkehrspolitiker: Das sind Orte, an denen man Menschen aussteigen lassen und freundlich verabschieden kann. Mit der neuen Verbindung kommen Berufspendler schneller ans Ziel. Wir haben einen Berufspendler auf der Strecke Korbach – Wiesbaden, der das Angebot schon rege nutzt. Ich weiß, dass es mehr Personen aus der Region gibt, als man denkt, die im Rhein-Main-Gebiet arbeiten. Und dementsprechend – –

Vizepräsidentin Heike Habermann:

Herr Staatsminister, ich möchte darauf hinweisen, dass Ihre Befürchtung gerade eintritt: Sie haben die Redezeit überschnitten.

Tarek Al-Wazir:

Frau Präsidentin, deswegen setzen wir darauf, dass nicht nur Pendlerinnen und Pendler, sondern auch der Fremdenverkehr davon profitiert. Wir arbeiten daran, dass die Bahn die Strecke in das Fahrtziel Natur aufnimmt. Am Nationalpark-Bahnhof Vöhl-Herzhausen gibt es Busanschlüsse zur Ederseesperrmauer und in den Nationalpark Kellerwald-Edersee. Insofern ist die Strecke nicht nur für die Region, sondern für ganz Hessen ein Gewinn. Ich hoffe, dass in ein paar Jahren alle sagen, dass sie immer schon dafür waren – ähnlich wie jetzt beim Nationalpark Kellerwald. Ich werde Ihnen dann sagen: Das sei Ihnen gegönnt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)

Vizepräsidentin Heike Habermann:

Vielen Dank.

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