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23.06.2016
Portraitfoto von Tarek Al-Wazir vor grauem Hintergrund

Tarek Al-Wazir, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Aktuelle Stunde – Landesregierung stärkt den Standort Hessen – innovative Firmengründungen durch den Fintech-Hub Frankfurt

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe Ihnen im März bei der Regierungserklärung zu unserer Strategie digitales Hessen gesagt, dass wir in vielen unterschiedlichen Bereichen immer wieder auch in diesem Parlament über die Frage diskutieren werden, was sich in den unterschiedlichsten Bereichen verändert. Wir haben das am Dienstag bei der Frage digitale Agenda für das Recht schon diskutiert, und wir tun das heute im Bereich Fintech, weil klar ist, dass wir die Chancen der Digitalisierung nutzen wollen und gleichzeitig natürlich die Veränderungen der Rahmenbedingungen natürlich auch nachvollziehen müssen. Das betrifft natürlich auch die Regulierung. Wir haben auch schon mit der BaFin über die Frage geredet, inwieweit wir an diesen Punkten auch denen, die dort im neuen Fintech-Hub arbeiten und Ideen entwickeln sollen, die Fragen, die Sie z. B. zur Regulierung haben, schnellstmöglich beantworten können. Auch das gehört sicherlich zur Attraktivität eines solchen Zentrums dazu.
Aber erst einmal betrachten wir vielleicht, warum wir das eigentlich machen.
(Zuruf des Abg. Gerhard Merz (SPD)
– Ja, gerade für den Kollegen Merz will ich das sagen. Denn der Kollege Merz und ich kommen ja aus einer anderen Zeit.
(Zuruf des Abg. Gerhard Merz (SPD))
Wir beide haben wahrscheinlich in unserer Jugend immer KNAX, das Sparkassenmagazin gelesen und sind brav am Weltspartag mit unserer roten Spardose zur Sparkasse gegangen, haben das auf unser Sparbuch eingezahlt und waren danach glücklich. Jetzt muss ich Ihnen sagen, Herr Kollege Merz: Die meisten, die heute unterwegs sind und sich erstmals mit Finanzfragen beschäftigen, machen das nicht so. Sie machen das ganz anders.
Wir erleben, dass die Welt in diesen Bereichen wirklich in einer großen Geschwindigkeit im Umbruch ist, dass neue Dienstleister und Wettbewerber in den Markt drängen und dass natürlich alte Modelle von Banken in Zukunft nicht mehr funktionieren werden. Das wird so sein. Ich will an dieser Stelle noch einmal sagen: Der Wandel findet statt. Diese Firmen entstehen. Und diese Dienstleistungen entstehen. Das passiert gerade. Und wenn das stattfindet, dann soll das auch am Finanzplatz Frankfurt stattfinden. Wo denn sonst?
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Deswegen ist unser Ziel, ein attraktives Umfeld zu bieten, Neugründungen zu fördern, aber auch inzwischen etablierte Fintechs langfristig am Standort zu halten.
Jetzt prüfen Sie sich alle einmal selbst: Wann waren Sie das letzte Mal in einer Bankfiliale? Oder wenn Sie eine Versicherung abgeschlossen haben: Wann haben Sie das eigentlich getan? Sind Sie da zu Ihrem Versicherungsvertreter um die Ecke gegangen, oder haben Sie erst einmal auf bestimmten Vergleichsportalen nachgeschaut? Da merken Sie schon, was da passiert und dass wir viel dafür tun müssen, dass wir an dieser Stelle diesen Wandel, der stattfindet, bei uns bekommen.
Es gibt andere, die für sich werben, dass sie arm aber sexy sind. Ich sage: Wir wollen nicht arm werden, aber wir wollen jetzt auch sexy werden. Und genau das ist auch einer der Gründe, warum wir uns da engagiert haben.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Die exzellenten Voraussetzungen der Region, eine weltweit führende Rolle beim Thema Fintech einzunehmen, sind:
Frankfurt ist erstens der wichtigste Finanzplatz im Euroraum. Rhein-Main-Neckar ist Europas führender Standort für Hardware- und Softwareentwicklungen. Wir haben wissenschaftliche Expertise und Spitzenforschung in zentralen Bereichen wie der Cyber Security, gerade rund um Darmstadt. Das ist sozusagen das Security-Valley mindestens Europas, wenn nicht gar der Welt. Und wir haben eine starke Stellung von angrenzenden Branchen, die davon auch profitieren können. Stichwort Mobilität und Logistik oder neue Bezahlverfahren. Wir haben also die Chance, hier in Frankfurt wirklich etwas zu beginnen.
Deswegen habe ich mich Ende letzten Jahres dazu entschieden, ein Risiko einzugehen und einfach eine offene Einladung für einen Termin Ende Januar auszusprechen. Ich habe gesagt: Jeder, der sein Konzept für ein Fintech-Zentrum präsentieren möchte, ist frei, das zu tun. Wir wussten überhaupt nicht, ob da irgendetwas kommt. Wir wussten auch nicht, in welcher Qualität das kommt. Ende Januar kamen wir dann in der Uni zusammen, und siehe da: Es gab viele verschiedene Konzepte, aus denen sich jetzt auch etwas entwickelt hat.
Wir wollen ein Fintech-Hub gründen in Form einer Gesellschaft. Wesentliche Kerne dieser Gesellschaft werden natürlich das Land Hessen, die Stadt Frankfurt, aber beispielsweise auch die Goethe-Universität und die WIBank sein. Wir wollen eine Plattform schaffen, auf der alle Akteure der Community angrenzender Technologiebereiche sowie wissenschaftliche Institutionen zusammenwirken können. Sie soll natürlich neben der reinen Bereitstellung attraktiver Büroflächen auch wesentliche Aufgaben zum Ausbau und zur Verbesserung aller relevanten Faktoren für eine erfolgreiche Entwicklung leisten: Community Building, zentrale Anlaufstelle für Delegationen und Investoren, Bewerbung und Vermarktung des Ganzen, Förderberatung, Koordination und Anbindung wissenschaftlicher Aktivitäten.
Wir haben großes Interesse. Wir rechnen mit vielen sogenannten Platinsponsoren aus dem Finanzplatz. Wir haben großes Interesse bei Mietern, die sich gemeldet haben. Das sind größere Player aus dem Bereich der Finanzdienstleistungen, etablierte Fintechs und Start-ups. Ich sage es einmal so: Das Ding wird ein Erfolg oder neudeutsch könnte man sagen: läuft.
Wir haben eine favorisierte Immobilie.

Vizepräsidentin Heike Habermann:

Herr Staatsminister, darf ich an die Redezeit der Fraktionen erinnern.

Tarek Al-Wazir:

Ja, ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin.
Wir haben eine favorisierte Immobilie: das Pollux in unmittelbarer Nähe zur Messe. Das bietet auch wegen der Wachstumsmöglichkeiten und der Skalierbarkeit der Flächen, der guten Lage, der baulichen Voraussetzung optimale Voraussetzungen für ein Fintech-Zentrum. Ich will ausdrücklich sagen: Wir wollen, dass alle weiteren Schritte zur Gründung und Ausgestaltung des Fintech-Zentrums weiterhin in einem offenen und transparenten Prozess fortgeführt werden, in den sich alle Interessierten mit ihren Ideen und Meinungen einbringen können.
Wir gehen davon aus, dass wir im Oktober starten. Dann lade ich Sie alle zur Eröffnung ein. – Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)

Vizepräsidentin Heike Habermann:

Vielen Dank.

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