Inhalt

24.09.2010

Fachkräftemangel in Hessen - GRÜNE fordern Offensive der Landesregierung

Eine Offensive gegen den Fachkräftemangel in Hessen fordert die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von der Landesregierung. Nach Berechnungen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt (IHK) fehlen in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich 147 000 Fachkräfte in Hessen. Demgegenüber stehen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keine Arbeit finden oder nicht arbeiten dürfen. „Wir fordern deshalb die Landesregierung auf, in Kooperation mit der hessischen Wirtschaft, der Regionaldirektion für Arbeit sowie den Weiterbildungsträgern umgehend Maßnahmen zu ergreifen und gezielte Konzepte zu erarbeiten, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Was Hessen jetzt braucht, ist eine Offensive aus Qualifizierung, Weiterbildung und Ausschöpfung vorhandener Fachkräftepotenziale“, so der arbeitsmarktpolitische Sprecher der GRÜNEN, Marcus Bocklet. DIE GRÜNEN haben einen entsprechenden Antrag für das Plenum in der kommenden Woche vorgelegt.

Nach Auffassung der GRÜNEN gibt es in Hessen ein großes Potenzial, das aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht genutzt wird. So gibt es gut gebildete Migrantinnen und Migranten, deren Berufsabschlüsse nicht anerkannt werden, tausende Jugendliche ohne Schulabschluss und ohne Berufsausbildung, Frauen, die wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht oder nur teilweise erwerbstätig sind und viele ältere Menschen, deren Möglichkeiten nicht genutzt werden. „Hier müssen schnell unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten gefunden werden.“

In Hessen gibt es laut dem Statistischen Landesamt 100 000 Menschen zwischen 20 und 65 Jahren ohne Abschluss. Hier fordern DIE GRÜNEN eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen. Besonders auf die Weiterbildung während des Arbeitens müsse gesteigerten Wert gelegt werden.

Einen besonderen Schwerpunkt möchten DIE GRÜNEN auf die intensive Verbesserung der Qualifikation von Jugendlichen legen. Zurzeit haben laut der Bundesagentur für Arbeit fast     22 000 Jugendliche unter 25 Jahren keinen Job, weil ihnen die passende Qualifikation fehlt. Jährlich kommen 2 000 Schülerinnen und Schüler hinzu, die ohne Hauptschulabschluss entlassen werden. DIE GRÜNEN fordern eine Neuausrichtung der hessischen Ausbildungsprogramme, so dass mehr Wert auf den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung gelegt wird.

Auch bei älteren Arbeitnehmern gebe es Potenziale. Die Initiative der Landesregierung „Erfahrung hat Zukunft“, mit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die älter als 50 Jahre sind, in den ersten Arbeitsmarkt eingegliedert werden sollten, sei gescheitert. „Von 2007 bis 2009 wurden für die Eingliederung von 289 Arbeitslosen stolze 48,8 Millionen Euro ausgegeben. Danach wurde diese Initiative sang- und klanglos eingestellt, und seitdem ist nichts mehr passiert. Wir brauchen einen neuen Anlauf mit Anreizen zur Eingliederung dieser Menschen. Die Erkenntnisse aus dem gescheiterten Programm müssen einbezogen werden. 60jährige müssen gezielt aktiviert werden, da auf ihre Erfahrung und Arbeitskraft in Zukunft nicht mehr leichtfertig verzichtet werden kann.“

Um Alleinerziehende stärker in den Arbeitsmarkt einzubeziehen, muss die Kinderbetreuung qualitativ und quantitativ ausgebaut werden, Zudem sind flexiblere Arbeitszeitregelungen in den Unternehmen und spezielle Weiterbildungsangebote für Wiedereinsteigerinnen aufzulegen. Zurzeit sind 11 600 Alleinerziehende erwerbslos (Bundesagentur für Arbeit). „Diese hohe Zahl macht es notwendig, die existierenden Bundesprogramme gezielt durch das Land zu ergänzen“, fordert Marcus Bocklet.

Schnelles Handeln fordern DIE GRÜNEN für die weit über 25 000 Ausländerinnen und Ausländer, die ihre Abschlüsse nicht anerkannt bekommen und so dem Fachkräftearbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. „Putzen mit Diplom ist reine Verschwendung. Wir fordern die Landesregierung auf, eine zentrale Stelle einzurichten, um Antragstellern beim Anerkennungsverfahren zu helfen. Zudem soll in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und den Wirtschaftsverbänden ein Programm aufgelegt werden, das bei Bedarf gezielt eine Nachqualifikation für bestehende Lücken ermöglicht.“

„Möglichkeiten sind vorhanden, auch hessische Landesmittel können genutzt werden. Mit der Kürzung der arbeitsmarktpolitischen Programme des Landes Hessen von 42 Millionen Euro auf 35 Millionen Euro im Haushalt 2011 verschenkt die Landesregierung die Möglichkeit, noch offensiver mit dem Fachkräftemangel umgehen zu können. Die Landesregierung muss nur endlich ihre Instrumente nutzen und wieder eine Arbeitsmarktpolitik betreiben, die den Namen verdient. Minister Grüttner ist da genauso gefragt wie Minister Posch.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecherin: Elke Cezanne

Schlossplatz 1-3; 65183 Wiesbaden
Fon: 0611/350597; Fax: 0611/350601
Mail: gruene@ltg.hessen.de
Web: http://www.gruene-fraktion-hessen.de

Kontakt