Inhalt

13.12.2022

Angemessene Betreuung der Angehörigen scheiterte an der Weitergabe von Informationen und nötigen Sensibilität

28. öffentliche Sitzung Untersuchungsausschuss 20/2

Vanessa Gronemann, Obfrau im UNA 20/2 der GRÜNEN Landtagsfraktion anlässlich der 28. öffentlichen Sitzung des Untersuchungsausschusses zum rassistischen Terroranschlag vom 19. Februar 2020 in Hanau:

„In der gestrigen Sitzung hat sich der Untersuchungsausschuss mit dem Umgang mit den Überlebenden und Angehörigen beschäftigt und hierzu sowohl Polizeibeamt*innen aus dem Bereich des Opferschutzes, als auch eine Überlebende gehört. Dabei hat sich herausgestellt, dass seitens der Polizei Bemühungen stattgefunden haben, den Angehörigen zur Seite zu stehen und sie bei ihren Belangen in Bezug auf die Beisetzungen und auch Überführungen der Leichname ins Ausland zu unterstützen. Eine angemessenere Betreuung war laut Zeugenaussage eines Beamten vor allem zu Beginn aufgrund eines „unsäglichen Informationsgebahrens“ erschwert. Wir sehen hierbei zudem eine fehlende Empathie gegenüber den Belangen der Familien.

Als absolut unverständlich erachten wir die Ansprachen der Polizei gegenüber den Familien, dass es bei einem Zusammentreffen mit dem Vater des Täters zu keinen konfliktverschärfenden oder strafbaren Handlungen kommen dürfe. Statt den Schutz der Angehörigen und auch ihre Ängste in den Vordergrund zu stellen, wurden sie teilweise am Telefon über die Rückkehr des Vaters des Täters informiert und als Gefährder*innen behandelt. Aus unserer Sicht hätten die Angehörigen auf ein mögliches Zusammentreffen mit dem Vater des Täters im persönlichen Gespräch und mit der notwendigen Sensibilität vorbereitet werden müssen, um eine weitere Traumatisierung zu verhindern. Die ehemalige Leiterin des Abteilungsstabes des Polizeipräsidium Südosthessen führte in der gestrigen Aussage aus, dies mündlich auch so angeordnet zu haben. Den Kontaktbeamt*innen wurde jedoch offensichtlich ein anderer Auftrag erteilt.

Hinsichtlich der Anhörungen zu den Obduktionen können wir festhalten, dass die Aktenlage und Angaben der Zeug*innen hierzu widersprüchlich sind und auch nicht dem entspricht, was die Angehörigen im UNA ausgesagt haben. Hierzu werden wir in den nächsten Sitzungen noch die Polizeibeamt*innen befragen, die die Anhörungen durchgeführt haben.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecherin: Lisa Uphoff
Schlossplatz 1-3; 65183 Wiesbaden
Fon: 0611/350597; Fax: 0611/350601
Mail: presse-gruene@ltg.hessen.de
Web: http://www.gruene-hessen.de/landtag

Kontakt