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29.05.2024

Aufnahme des Wolfs in Jagdrecht ist möglich

– aber reine Symbolpolitik

Wir GRÜNE wollen dazu beitragen, die Wogen beim polarisierenden Thema Wolf zu glätten und praktikable Lösungen für alle Seiten zu finden. Darum sind wir offen für Lösungsvorschläge zum Umgang mit dem Wolf – dazu zählt auch die Aufnahme ins hessische Jagdrecht. Zur Wahrheit gehört aber: Derzeit darf der Wolf als EU-rechtlich streng geschützte Art gar nicht bejagt werden. Daran ändert auch die Jagdrechtsnovelle der neuen Landesregierung nichts, sie ist reine Symbolpolitik. Erlaubt sind lediglich – und schon jetzt – Abschüsse sogenannter „Problemwölfe“, die Schutzzäune überwinden und Tiere reißen.

Aus Umwelt-, Klima- und Landwirtschaftssicht hätte es dringendere und vor allem wirksamere Vorhaben für den Amtseinstieg des neuen Ministers Ingmar Jung gegeben. Dennoch sperrt sich die GRÜNE Landtagsfraktion nicht grundsätzlich gegen eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht. Denn dass der Wolf seinen hohen Schutzstatus auf EU-Ebene verliert, steht nicht unmittelbar bevor, ist jedoch absehbar – und damit könnten jagdliche Regelungen in Hessen künftig zur Geltung kommen. Den Gesetzentwurf der Landesregierung werden wir unter diesen Vorzeichen kritisch, aber konstruktiv prüfen.

Unser zentrales Anliegen ist es aber vor allem, das Miteinander von Wolf und Mensch möglichst konfliktarm zu gestalten, um den unterschiedlichen Interessen – von Artenschutz bis Weidetierhaltung – gerecht zu werden. Wir müssen die Entwicklung der hiesigen Wolfspopulation im Blick behalten und nehmen die Sorgen der Menschen ernst.

Wir werden uns genau anschauen, welche Auswirkungen der Gesetzentwurf der Landesregierung in der Umsetzungspraxis hat. Das gilt insbesondere für die geplanten Zuständigkeitsverschiebungen innerhalb der Verwaltung, die die Qualität des hessischen Wolfsmanagements verschlechtern könnten. Eine Sachverständigen-Anhörung, in der alle kritischen Fragen thematisiert werden sollen, ist für Ende Juni geplant.

Unabhängig von der Jagdrechtsnovelle gilt für uns GRÜNE: Der Herdenschutz ist und bleibt das zentrale Instrument für ein erfolgreiches Wolfsmanagement. Als Teil der schwarz-grünen Landesregierung haben wir in diesem Bereich einiges auf den Weg gebracht, z.B. Fördermöglichkeiten über die Weidetierschutz-Richtlinie und das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM). Pläne der Landesregierung zur Verbesserung der Förderkonditionen begrüßen wir. Wichtig ist uns darüber hinaus, die Lage der Weidetierhalter*innen insgesamt zu verbessern, etwa bei der Vermarktung. Denn sie leisten mit ihren Tieren Herausragendes für den Artenschutz, für eine nachhaltige und artgerechte Lebensmittelproduktion sowie die Pflege unserer einzigartigen Kulturlandschaft.

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