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Arbeitsplatz

Interview mit Kelkheims Bürgermeister, Albrecht Kündiger

Im Juni 2015 hat Albrecht (Albi) Kündiger das Bürgermeistermandat in Kelkheim geholt. Jetzt hat die grünnahe Unabhängige Kelkheimer Wählerinitiative (UKW), für die Albrecht angetreten ist, bei der Kommunalwahl 40,7 Prozent erzielt. Grund genug für die GRÜNFLÄCHE Albi einen Besuch abzustatten.

 

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Erfolgsgeschichte in Kelkheim

GRÜNFLÄCHE (GF): Wie erklärst du dir euren großen Erfolg in KInterview Albrecht Kündigerelkheim?
Albrecht Kündiger (AK): Es sind zwei Dinge: Zum einen weil wir gute Politik machen, aber das wirst du von jedem hören. Zum anderen weil wir einen sehr erfolgreichen Bürgermeister-wahlkampf geführt haben, der gerade ein halbes Jahr zurücklag, den Schwung haben wir mitgenommen. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung, dass wir jetzt hier eine andere Politik machen, ist riesengroß. Man muss wissen, dass hier seit dem Krieg nur die CDU regiert hat, die Zeit zum Wechsel war jetzt reif. Es ist einerseits unsere Leistung, zum anderen aber auch, dass die anderen Parteien verbraucht waren. Kündiger wählen hieß ein klares Signal für einen Wechsel zu setzen. Das wird in 5 Jahren nicht mehr gehen, da muss ich liefern.
Dazu kam, dass FDP und CDU, die damals noch die Mehrheit hatten, meinen Haushalt blockiert haben. Unser tolles Ergebnis der Kommunalwahl war eine Antwort auf diese Blockade. Es sind also mehrere Aspekte, warum wir über 40 Prozent bekommen haben. Ganz sicher hat der Bürgermeistereffekt eine Rolle gespielt. Der hat für uns Leute an die Wahlurne geholt, die uns normalerweise nicht wählen würden.

GF: Du hast eben gesagt, dein eigener Wahlkampf ist noch nicht so lange her und ihr habt den Schwung mitgenommen…
AK: Der Bürgermeisterwahlkampf war einfach genial, uns haben so viele Leute unterstützt, damit konnten wir vorher nicht rechnen. Dass wir hier jemals gewinnen könnten hätten wir, und auch die Anderen, nie gedacht. Wir hatten enormen Zulauf und dieser Schwung hat von Juni bis März gehalten. Insgesamt haben wir jetzt 24 Mandate in Kelkheim, wir stellen den Bürgermeister, den ehrenamtlichen Stellvertreter des Bürgermeisters und den Stadtverordnetenvorsteher, daran hätten wir vorher nie geglaubt. Mittlerweile haben wir bei unseren Veranstaltungen so viele Bürger, dass die Räume zu klein sind. Also unter 30 machen wir keine Fraktionssitzung, beziehungsweise bei uns heißt das Plenum.

GF: Eure Fraktionssitzungen sind öffentlich?
AK: Ja das ist immer öffentlich. Aber wir haben auch viele Aktive, wir haben alleine hier 24 Mandate mit meinem, also 23 Mandate. Das ist schon eine gewaltige Zahl.

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Pragmatische Kommunalpolitik

GF: Du sprachst vorhin von „anderer Politik“. Was meinst du damit?
AK: Die Art und Weise wie wir Politik machen ist für mich ganz wichtig. Die Menschen wollen von den GRÜNEN möglichst überschaubare und in einem gewissen Zeitraum machbare Antworten auf ihre Fragen haben. Sie wollen keine großen Theorien und abstrakten Modelle, das Pragmatische ist ein ganz großer Punkt. Man hat nicht auf alles eine Antwort, aber die Leute wollen ernst genommen werden. Und die akzeptieren auch, wenn man sagt: Wir wissen nicht wie es weitergeht, das ist eine offene Frage. Wir haben hier unseren Wahlkampf geführt mit drei Aspekten. Zum einen soll Kelkheim eine Umweltstadt werden, wir wollen eine soziale Stadt werden und wir wollen eine Mitmach-Stadt werden. Und dieses Mitmachen muss man dann auch wirklich ernst nehmen.
Aber man muss auch deutlich sagen: Bürger beteiligen, heißt nicht, dass sie entscheiden. Die Entscheidung muss durch die politischen Gremien getroffen werden. Das ist kein ganz einfacher Prozess, aber wenn die Leute sich ernst genommen fühlen, akzeptieren sie auch mal, dass etwas läuft, was ihnen Nachteile bringt.

GF: Du bist seit Juni letzten Jahres im Amt, konntest du bisher schon Sachen umsetzen? Ist da schon bei den Leuten angekommen, dass sich da was ändern kann?
AK: Ja, wobei das ist schon das Erstaunliche, ich selber hätte eigentlich noch viel mehr machen wollen, gerade inhaltlich. Dass man sie nach ihrer Meinung fragt, das ist das was ankommt. An Ergebnissen, gut ich habe Tempo-30-Zonen eingeführt. Die Kindergrippen sind wir angegangen, aber da bin ich noch lange nicht am Ziel. Es ist eher die Art, der neue Stil. Dass man mit den Leuten ins Gespräch kommt, dass man ganz viele Veranstaltungen besucht, dass man die Leute mitnimmt. Und natürlich auch, dass bestimmte Dinge nicht mehr gehen, die vorher gingen. Es ist eine Stilfrage, wie ich das mache, was bei den Leuten ankommt, deswegen bekomme ich überall sehr große Zustimmung. Die Inhalte selber, da müssen wir irgendwann mal liefern, das dauert aber ein bisschen länger, angesichts dessen, dass mir die Mittel fehlen. Und dann hat noch der politische Kontrahent den großen Fehler gemacht, dass er versucht hat, mich zu blockieren. FDP und CDU haben meinen Haushalt blockiert. Ich hatte einen Haushalt der sehr viel mehr soziale Aspekte berücksichtigt, gerade bei der Flüchtlingsfrage. Das haben die mir alles rausgestrichen. Die Ergebnisse der Kommunalwahl waren auch eine Antwort auf diese Blockade. Es sind also mehrere Aspekte, warum wir über 40 Prozent bekommen haben.

GF: Wenn man sich eure Ergebnisse anschaut wart ihr lediglich einmal unter 10 Prozent in Kelkheim. Ihr seid also schon lange stark hier.
AK: Ja deswegen ist das mit den GRÜNEN auch nicht ganz so einfach zu sehen. Uns gibt’s ja schon seit 1980, also noch bevor die GRÜNEN sich richtig etabliert hatten. Und das hat auch seine Geschichte. Früher gab es die Dammbesetzung. Das war der Ursprung der Unabhängigen Kelkheimer Wählerinitiative, daraus sind wir entstanden. Natürlich auch aus der Friedensinitiative, aber die Dammbesetzung war schon etwas Besonderes. Das war quasi der Vorläufer der Startbahnwest-Bewegung über zwei Jahre. Und dann haben wir gesagt jetzt gehen wir auch in die Kommunalparlamente.

GF: Warst du damals auch schon dabei?
AK: Ich war der Hauptinitiator, die Dammbesetzung wird mit mir in Verbindung gebracht. Und das ist der Grund warum wir uns hier so etabliert haben und quasi schon vor den GRÜNEN da waren. Deswegen haben wir auch unseren Namen behalten und waren nie ganz die GRÜNEN, was auch noch zusätzlich Stimmen gebracht hat. Das dürfen wir nicht verkennen. Da ist noch ein Unterschied zu den GRÜNEN da. Aber wir haben auch dafür gesorgt, dass die GRÜNEN eine breite Basis hatten. Weil wir zumindest auf Kreisebene unser Ergebnis mit 23% für die GRÜNEN auch nochmal gehalten haben.

GF: Also du siehst es auch als einen Teil dieses Geheimnisses, dass ihr nicht als Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sondern eben als freie Liste antretet?
AK: Eine Freie Liste war es auch nicht ganz, wir sind schon eindeutig GRÜN. Die Freien Wähler haben ja in Kelkheim ebenfalls kandidiert, um das nochmal von der UKW abzugrenzen. Wir haben auch unsere klaren Positionen. Und deswegen bin ich besonders erfreut über das Ergebnis. Wir haben bei der Flüchtlingsfrage nicht gewackelt, bei den Umweltthemen haben wir nicht gewackelt – das macht mich besonders stolz. Wir sind nicht opportunistisch hinter den Wählern hergelaufen, das finde ich sehr wichtig. Dass wir zu einem großen Teil alles Menschen sind, die seit langem hier leben, hier aufgewachsen sind. Albrecht im InterviewUnd dass somit hinter den Köpfen der UKW Menschen stecken, die sie kennen, auch aus anderen Lebenszusammenhängen, das finde ich ganz wichtig. Wenn man eigene Kinder hat, wenn die Familien hier wohnen, dann gibt es, gerade bei dieser großen Anzahl von Kandidaten die wir haben, immer Anknüpfungspunkte. Viele Wähler wählen die Kandidaten bei den Kommunalwahlen weniger wegen dem Programm, das auch, aber vor allem, weil sie die Kandidaten kennen. Und da haben wir einen Riesen-Vorteil. Wir haben eine große Liste mit Menschen die hier in den verschiedenen Lebensbereichen tätig sind.

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Die UKW – eine Mogelpackung?

GF: Ihr tretet in Kelkheim als UKW an, eure Inhalte sind GRÜN. Ist das nicht eine Mogelpackung?
AK: Dass wir auch Stimmen kriegen, die die GRÜNEN nicht kriegen würden ist völlig klar. Aber eine Mogelpackung insofern nicht, weil ich seit vielen Jahren das Gesicht der GRÜNEN im Main-Taunus-Kreis bin. Wir haben da nicht so ein Problem mit, weil wir das nicht taktisch einsetzen, sondern es ist gewachsen bei uns. Das hat eine Kontinuität seit 1980 als wir uns gegründet haben, oder seit 1981 als wir das erste Mal gewählt wurden. Insofern ist es keine gezielte Mogelpackung. Die UKW ist auch nicht als Konkurrenz zu den GRÜNEN entstanden, sondern sie gibt es schon einige Zeit länger als die GRÜNEN, schon zu Zeiten der B8-Dammbesetzung damals im Liederbachtal zwischen Kelkheim und Königstein. Dass wir auch Stimmen kriegen die die GRÜNEN möglicherweise nicht kriegen würden ist völlig klar. Deswegen hat man immer ein paar mehr Stimmen bei jeder Wahl als die GRÜNEN auf Kreisebene. Seit 1993 bin ich Fraktionsvorsitzender im Kreistag und trete dort auch relativ lautstark auf. Da wird nicht gewackelt. Da kann man sagen hier tritt er anders auf, aber da wird kein Geheimnis draus gemacht. Also wenn jemand die GRÜNEN im Main-Taunus Kreis mit einer Person in Verbindung bringt dann mit mir. Und das ist auch in Kelkheim so. Das heißt auch hin bis zu Karnevalsliedern: Wir laufen hier als die GRÜNEN, UKW ist viel zu sperrisch. Aber man muss auch dazusagen das Spektrum ist schon ein bisschen weiter gestreut. Also wir haben einige Leute die bei uns mitmachen, die würden die GRÜNEN aus unterschiedlichen Gründen nicht unterstützen: Die einen sagen die GRÜNEN sind viel zu wild in ihren Positionen, die anderen sagen die GRÜNEN sind viel zu lasch in ihren Positionen. Auf kommunaler Ebene kann man das trotzdem zu einer starken politischen Kraft machen. Eins ist klar: Für die Bevölkerung sind wir von der UKW die GRÜNEN.

GF: Du hattest ja schon die Kreistagswahl angesprochen. Da bist du ja auch sehr aktiv.
AK: Ja, ich bin seit 1989 im Kreistag. Ich trete hier als GRÜNER auf, das würde bei mir gar nicht anders gehen. Ich habe ja auch zweimal als Landrat kandidiert für die GRÜNEN.

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Grünes Spitzenergebnis bei Kreistagswahl

GF: Es ist ja auffällig im Vergleich zu den anderen Gemeinden, die ja auch den Kreistag mitgewählt haben, dass ihr das Ergebnis für die GRÜNEN ziemlich nach oben reißt. Da fällt mir jetzt auf der einen Seite auf, dass das für die GRÜNEN ein extrem gutes Ergebnis (fast 23%) ist. Auf der anderen Seite ist das aber deutlich weniger als hier in Kelkheim.
AK: Das ist der Kelkheimer Aspekt. Da ist es uns gelungen das Ergebnis von vor 5 Jahren leicht zu verbessen. Mit den Ereignissen, die den GRÜNEN zugesprochen haben. Das andere ist der Bürgermeistereffekt der dazukam. Der die Leute an die Wahlurne für uns geholt hat, die uns normalerweise nicht wählen würden. Bei der Kreistagswahl ist da der Unterschied deutlich geworden. In Kelkheim haben wir für die GRÜNEN fast 23 Prozent geholt, also deutlich mehr als in anderen Orten. Trotzdem differenzieren viele Wähler zwischen den GRÜNEN und der UKW. Die wollten bewusst mich oder die UKW hier in Kelkheim haben. Dennoch glaube ich: wären wir hier als GRÜNE angetreten, hätten wir auch gewonnen.

GF: Bei euch hier in Kelkheim, auf Kreisebene, und überall hat eine gewisse Diversifizierung stattgefunden, es sind immer mehr Parteien im Parlament. Wie siehst du das?
AK: Über die Konstellation zu dem Zeitpunkt als ich Bürgermeister wurde, bis wir stärkste Fraktion wurden, waren wir froh. Weil die schwierige Situation bedeutete, dass das Regieren für die CDU sehr schwer war. Im Moment wäre es natürlich besser wir hätten hier eine Mehrheit, und das hätte sich – auf Kelkheim bezogen – mit der SPD angeboten, weil die auch lange nicht mitregiert haben. Ich würde nicht generell sagen, dass die SPD immer der geborene Partner ist, aber in Kelkheim wäre sie es gewesen, weil sie doch in vielen Punkten unseren Vorgaben gefolgt sind. Aber es hat aufgrund der Schwäche der SPD nicht ganz gereicht. Aber mir ist es schon lieber diese Verhältnisse zu haben wie wenn ich wie bislang gegen die CDU/FDP Mehrheit regieren muss, die mir dann den Haushalt zerschießen. Die Möglichkeit habe ich jetzt, und ich glaube mit den nicht ganz so klaren Mehrheitsverhältnissen komme ich schon zurecht. Das ist dann die Kunst des Bürgermeisters, des direkt gewählten Bürgermeisters.

GF: Du hast vorhin gesagt, dass du liefern musst. Was sind die zentralen Projekte in der nächsten Zeit, die ihr voranbringen wollt?
AK: Ja also das große Problem ist die Frage, was uns GRÜNE ja auch zu Grundsatzdiskussionen führt, wie wir die Wohnungssituation gelöst kriegen. Kelkheim hatte das Ziel Sozialwohnungen zu bauen nur in geringfügigem Maße. Immer nur mit zeitweisen Bindungsfristen, die laufen jetzt aus. Und das holt uns gerade jetzt mit der Flüchtlingsproblematik völlig ein. Mir macht die Wohnungsproblematik inklusive dem geförderten Wohnungsbau zu schaffen. Ohne dass es da eine Wohnungsbaugesellschaft gibt, die in der Lage ist das zu stemmen. Das ist schon eine Riesen-Aufgabe. Innerhalb unserer Gruppierung müssen wir auch klar machen, dass wir an die Außenbereiche ranmüssen, weil wir einfach keinen Platz mehr haben. Das ist eine sehr spannende Diskussion. Weil wir uns bis vor wenigen Jahren immer einig waren, dass es die Außenbereiche zu schützen gilt, das war eines unserer Hauptziele. Aber die Problematik existiert ja überall im Lande, wenn ich auch nach Frankfurt gucke. Wenn man wächst, wenn man preiswerten Wohnraum schaffen möchte, wenn man geförderten Wohnraum schaffen möchte, ist klar: Die Verdichtungsmöglichkeiten sind irgendwann erschöpft. Kurzfristig müssen wir auch da mit ran, mit all den Nachteilen, beispielsweise Beeinträchtigungen in der Infrastruktur innerhalb Kelkheims. Das Ziel ist das durchzuführen, ohne dabei unsere Prinzipien zu verletzen. Wir möchten also beispielsweise Grünzüge und Grüngürtel erhalten, die für das Klima wichtig sind. Das ist eine sehr spannende Sache, bei der man die Bevölkerung mitnehmen muss. Kelkheim hat zwar knapp 30.000 Einwohner, aber Einzelinteressen sind nach wie vor sehr stark vertreten. Dort wo Privatgrundstücke sind, ist der Druck größer als wenn man in die Natur geht, die wir gerne erhalten wollen. Da müssen wir klar Kante zeigen. Man muss so manche Individualinteressen hinten anstellen: So muss man bei einigen sagen das geht da nicht, weil es ökologisch wichtig ist. Man muss gegenüber den GRÜNEN oder Naturschützern sagen, dass wir an den Außenbereich ranmüssen. Diese Balance zu finden wird demnächst die Aufgabe sein.

hallo

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Wohnungsbau & Stromnetzbeteiligung

GF: Das heißt im Bereich Flüchtlingspolitik ist ein Ziel in sozialen Wohnraum zu investieren?
AK: Ja es ist Flüchtlingspolitik. Wir haben aber auch noch genug Andere die dringend geförderten Wohnraum brauchen. Das werden wir nicht ganz erreichen können, aber wir müssen den Zug in die richtige Richtung anschieben und das sehr schnell. Weil wenn man weiß wie man ein Umlenkungsverfahren in Gang setzt, das braucht seine Zeit heutzutage. Die zweite Sache ist der soziale Schwerpunkt: Wir haben viel zu teure Kinderbetreuungsgebühren. Für einen Ganztagesplatz 890€, das ist einfach zu viel. Das haben wir jetzt schon gesenkt seit ich im Amt bin. Aber da müssen wir noch deutlich runter. Es muss einfach jungen Familien die Möglichkeit gegeben werden, dass wenn man arbeiten gehen möchte, die Kinder auch betreut werden. Es muss bezahlbar sein. Das ist mein großes Ziel.

GF: Im Bereich Umweltschutz will die UKW eine 30-prozentige Reduktion der CO2-Emissionen erreichen. Wie wollt ihr das machen?
AK: Ja, da merkt man unsere Nähe zu den GRÜNEN. Dass wir so was mit drin haben, was man in jedem GRÜNEN Wahlprogramm findet. Es gibt einige städtische Gebäude da haben wir noch Nachholbedarf, da gibt’s ein bisschen Streit um historische Gebäude. Wir haben in dem Bereich vor einiges zu machen, aber mit Ankündigungen in dem Bereich tue ich mich ein bisschen schwerer als in den anderen Bereichen. InterviewEs gibt eine Fülle von Ideen wie man das machen kann, aber die Eingriffsmöglichkeit die ich als Bürgermeister habe ist da sehr begrenzt. Information, Anreize schaffen, ich möchte im Bereich der Blockheizkraftwerke eine Bürgerbeteiligung und ich möchte die Stadt da viel mehr dran beteiligen. Mal gucken was wir da hinkriegen. Aber die Zielrichtung ist klar.

GF: Wie ist es mit dem Ziel der Übernahme des Stromnetzes durch die Stadt?
AK: Ja, das wird von mir weiter verfolgt, weil ich es für wichtig und für richtig halte. Aber das ist auch eher eine ordnungspolitische und finanzpolitische Sache. Ich möchte partizipieren, wenn hier Stromkonzerne aufgrund des in Kelkheim existierenden Stromnetzes verdienen. Deswegen wird das mein Ziel sein. Ob es sich realisieren lässt, da braucht man die Mehrheit im Stadtparlament, das weiss ich nicht, das ist eine feste Absicht. Dadurch, dass die Kommunen durch den Main-Taunus Kreis an dem Energieträger hier, wenn auch nur zu einem kleinen Teil, beteiligt sind, ist das bisher immer sehr stark gebremst worden. Nur Hofheim hat das bisher gemacht. Allerdings sind wir da an langfristige Verträge gebunden. Ich strebe auch nicht an, dass wir es komplett übernehmen, sondern dass wir beteiligt werden und das wir das mit dem Energieträger vor Ort gemeinsam machen. Dass wir zumindest Miteigentümer werden und davon profitieren. Die Arbeitsplätze, die technischen Dinge sollen ruhig weiter bei denen bleiben die das auch können.

hallo

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Fluglärm

GF: Ich hätte noch eine inhaltliche Nachfrage. Die ist mir auf dem Weg hierher eingefallen: Wie ist das eigentlich bei euch mit dem Thema Fluglärm? Hat das eine Rolle gespielt im Wahlkampf?
AK: Nein, bei uns nicht. Wir können uns über Fluglärm im Vergleich zu unseren Nachbarorten, die an der Main-Schiene liegen, auch schon Hofheim, Flörsheim, Hattersheim, Hochheim, nicht beschweren. Es ist bei uns, als die Flugrouten noch anders verliefen, großes Thema gewesen. Und da bin ich jetzt sowohl Kreispolitiker als auch Regionalpolitiker: Ich würde mich auch stark gegen Positionen wehren die wir damals hier hatten in bestimmten Wohngebieten, als die Flugrouten noch über einen Ortsteil von uns gingen, nämlich zu sagen weg von hier, alles andere ist mir egal. Um nicht diese Position vertreten zu müssen würde ich auch auf den einen oder anderen Prozentpunkt verzichten. Als Bürgermeister ist man natürlich aufgerufen erstmal die Interessen seiner eigenen Bevölkerung zu vertreten, aber das kann ja nicht funktionieren, dass man sagt wir schieben woanders hin. Wir hatten schon immer eine klare Position, nämlich dass wir den Ausbau des Flughafens in dem Maße nicht haben wollten, das hängt ja zusammen. Da hatten wir damals keine Mehrheit. Aber im Moment sind wir
in der glücklichen Lage, dass die Flugrouten geändert wurden und dass Kelkheim nicht mehr nennenswert belastet wird. Das würden manche anders sehen die gelegentlich morgens doch mal aufwachen wenn hier ein Flieger kommt.
Verkehr ist wiederum ein anderes Problem bei uns. Das ist der Individualverkehr, der Ortsverkehr. Die ständig wachsenden Orte rund um Frankfurt, die jeden Quadratzentimeter zugebaut und kein vernünftiges Verkehrskonzept dabei entwickelt haben. Egal welche Maßnahme man jetzt trifft, man würde Andere belasten. Da stehen wir in der Tat vor einem Problem. Da kann man nichts machen, außer dass man, und das ist ein wesentliches Thema von mir, den Nahverkehr verstärkt. Das heißt bei uns hier ganz klar die regionale Tangente West muss kommen. Damit wir eine Verbindung zum Flughafen haben und der Engpass an der Hauptwache entlastet wird. In dem Punkt müssen wir was tun, und dafür setze ich mich ein, auch wenn das schwierig ist. Der Ausbau des Nahverkehrs wird das Problem nicht langfristig lösen, aber er ist trotzdem wichtig. Klar ist auch, dass wir trotzdem mit einer gewissen Belastung werden leben müssen. Andere Ideen wie Verkehrsmodelle mit Carsharing etc. werden wir auch auf den Weg bringen. Da mache ich mir aber keine Illusionen, dass man dadurch die Belastung nennenswert reduzieren könnte. Aber man sollte es trotzdem einbeziehen.
Was ich als Bürgermeister neu einführe, ist, dass es mir nicht egal ist was die Kommunen die hinter uns liegen an Baugebieten erschließen. Denn wenn das Nachbarort Glashütten ein großes Baugebiet ausweist und dieser Verkehr bei uns durchfährt, dann wird das zu einer zusätzlichen Belastung. Jetzt haben die natürlich auch das Recht Baugebiete auszuweisen, aber da möchte ich als Bürgermeister schon drauf hinweisen, dass dieser Verkehr dann durch unsere Straßen fährt. Und da wird deutlich, dass Stadtpolitik und Regionalpolitik miteinander verknüpft sind. Das finde ich schon ganz wichtig.

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Notwendigkeit der Koordinierung verschiedener Politik-Ebenen

GF: Wie siehst du Kelkheim im Zusammenspiel mit den Nachbarorten und der Region?
AK: Also ich bemühe mich so ein bisschen, dass man Kelkheim nicht als Insel sieht. Kelkheim und der Main-Taunus Kreis können, wie alle anderen auch, nur stark sein, wenn wir gemeinsam was machen. Ich könnte mir auch eine ganz andere verantwortungsvolle Regionalpolitik vorstellen. Bezüglich des Verhältnisses zu der Stadt Frankfurt und anderen Metropolen habe ich noch einiges vor, was man als Bürgermeister ganz anders steuern kann im Vergleich zu einem Abgeordneten der Oppositionsfraktion.
Ich bin ein absoluter Anhänger, das wird niemanden wundern, der polyzentrischen Strukturen. Ich bin einer derjenigen Kommunalpolitiker die bei den GRÜNEN auch dafür eintreten die Kreisstrukturen zu erhalten. Das verstehen viele GRÜNE, die aus den Großstädten kommen, nicht. Da würde ich auch nach wir vor für kämpfen, bei allen Schwächen die es wie bei jedem Modell gibt. Die GRÜNE Programmatik wird in diesem Bereich sehr häufig von den Menschen mitgeprägt, die aus den Großstädten kommen. Und da ist die Sichtweise oft anders als bei den dezentraler strukturierten Städten von der Größenordnung wie Kelkheim.
Hier könnte man sich noch vorstellen, dass die Städte die Schulträgerschaft übernehmen, aber wenn die Orte kleiner sind, ist das ausgeschlossen, man kann nicht überall ein Gymnasium machen. Für die Schulen, zum Beispiel Berufsschulen, braucht es eine Zwischenebene

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Leben außerhalb von Konferenzräumen

GF: Du bist Bürgermeister, sitzt im Kreistag, im Regionalverband undundund. Gibt es, seit du Bürgermeister bist, noch ein Leben außerhalb von Sitzungsräumen?
AK: Ich war auch schon vorher in den Gremien. Das hängt auch damit zusammen, dass ich schon sehr lange Kommunalpolitik mache und innerhalb der GRÜNEN sehr viele Leute kenne. Ich bin, was mir fast noch wichtiger ist als mein Bürgermeisterposten, Fußballschiedsrichter und jeden Sonntagnachmittag irgendwo in Südhessen unterwegs.
Da lernt man den einen oder anderen Ort kennen. Es ist ein Vorteil, dass die Leute mich kennen, weil ich hier aufgewachsen bin, dadurch sinkt die Scheu mich anzusprechen. Aber es gibt hier auch viele Neubürger, deswegen ist es besonders wichtig, dass ich das direkte Gespräch suche. Und das zu verstärken, das ist mein Ziel. Das führt dazu, dass man die Arbeitszeit nicht ganz in Stunden messen kann, aber das darf man als Bürgermeister sowieso nicht, übrigens auch nicht als ehrenamtlich tätiger GRÜNER Abgeordneter auf anderen Ebenen. Das weiß man ja. Albi Eintracht Frankfurt

GF: Würdest du sagen, dass dir deine Erfahrung als Schiedsrichter jetzt auch in deinem Amt hilft?
AK: Das weiß ich nicht, ich mache das schon so lange… Also eine gewisse Nähe zum Fußball hilft immer, weil das doch ein Thema ist was sofort verbindet. In dem Amt helfen das wäre vermessen, nein. Es hilft ein bisschen, dass das Gleichgewicht nicht völlig verloren geht, weil man doch an sehr vielen Sitzungen teilnimmt und man sich nicht mehr so viel bewegen kann wie sonst. Die Kleider werden irgendwie enger, ich weiß auch nicht woran das liegt.

GF: Na gut, dann noch eine letzte Frage. Wenn du mit Fußball zu tun hast, für welchen hessischen Verein drückst du die Daumen?
AK: Ja das ist wirklich einer der Widersprüche die man beim Fußball immer hat. Ich bin seit meiner frühen Kindheit Eintracht-Fan, und das ist ja eine Verpflichtung, dass das bleiben muss. Wenn`s auch kaum eine Begründung dafür gibt.
Es ist völlig verrückt, und es führt sogar dazu, dass meine Laune schlecht wird. Das war ein bisschen schwierig, ein tolles Wahlergebnis und dann die Eintracht die einem dann jedes Wochenende doch wieder die Laune vermiest.

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GF: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

Albrecht: Ich danke, dass ihr da wart.

 

Interview: Nata Kabir und Hannah Hiefner

Dieses Interview ist in einer Kurzversion im Mitgliedermagazin GRÜNFLÄCHE 2/2016 erschienen.

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