Einladung zum Umsteigen

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Das Radschnellwegenetz in Hessen

Lange Zeit hat die hessische Verkehrspolitik das Fahrrad nur durch die Windschutzscheibe wahrgenommen: In einem vom Auto dominierten Mobilitätssystem war ihm die Rolle eines Sport- und Freizeitgefährts zugedacht. Außerörtliche Radwege wurden vor allem unter touristischen Gesichtspunkten gebaut oder um den Verkehrsfluss des Autoverkehrs zu verbessern, nicht aber mit dem Ziel, Berufspendler*innen den Umstieg auf das Fahrrad zu erleichtern. Diesen sehr rückwärtsgewandten Ansatz haben wir korrigiert. Für uns ist das Fahrrad integraler Bestandteil eines intelligent vernetzten Mobilitätssystems, das jeden und jede jederzeit klimaschonend und komfortabel ans Ziel bringt. 

In vielen Fällen ist das Rad schneller

Bild1: Korridore mit Potenzial für Radschnellverbindungen

Denn viele Menschen wollen mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein – nicht nur am Wochenende, sondern auch im Alltag. Und das ist sehr vernünftig: Schließlich ist das Rad in vielen Fällen das schnellere Verkehrsmittel. Es entlastet die Straßen, verbessert die Lebensqualität in den Innenstädten und Ortskernen, es nutzt der Umwelt und dem Klima. Deshalb investieren wir jetzt jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag in die Radinfrastruktur. Unser Ziel ist ein durchgängiges landesweites Netz. Wichtige Bestandteile dieser Infrastruktur werden Radschnellverbindungen sein, die in den nächsten Jahren entlang der Hauptpendlerachsen mit hoher Nachfrage entstehen werden: Gut beleuchtete, steigungsarme und weitestgehend unterbrechungsfreie Trassen, die genug Platz für sicheres Überholen und Passieren bieten und ein Durchschnittstempo von 20 Kilometern pro Stunde ermöglichen.

Wie das aussieht, lässt sich zwischen Darmstadt-Wixhausen und Egelsbach bereits besichtigen: Dort verläuft seit Juni der erste Abschnitt der künftigen Radschnellverbindung Darmstadt-Frankfurt – 3,6 Kilometer, die uns einer modernen und nachhaltigen Mobilität wieder ein Stück näherbringt. Die Finanzierung hat zu rund drei Vierteln das Land übernommen. Das ist gut angelegtes Geld: Mit Radschnellverbindungen können wir das Potenzial des Fahrrads im Alltag weit besser ausschöpfen als bisher, denn sie ermöglichen größere Reichweiten. Eine landesweite Studie hat dafür 42 Korridore identifiziert (www.schneller-radfahren.de), für die sich eine vertiefte Untersuchung lohnt. Machbarkeitsuntersuchungen müssen nun die jeweiligen Realisierungschancen ausloten. Das Land fördert solche Untersuchungen ebenso wie die spätere Umsetzung.

Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir bei der Eröffnung des ersten Abschnitts des Radschnellwegs Darmstadt-Frankfurt © KOM3/Jens Naumann

Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir bei der Eröffnung des ersten Abschnitts des Radschnellwegs Darmstadt-Frankfurt
© KOM3/Jens Naumann

Unser Einsatz wirkt

Unser Einsatz wirkt: Mitte August hat der Regionalverband FrankfurtRheinMain eine Radschnellweg-Initiative beschlossen. Sie umfasst Verbindungen von Frankfurt nach Groß-Gerau, nach Wiesbaden, in die Wetterau und von Frankfurt-Süd nach Hanau, entlang des Taunushangs und quer durch den Kreis Offenbach. Hinzu kommen der schon im Bau befindliche Radschnellweg Frankfurt-Darmstadt sowie schon länger verfolgte Routen nach Hanau und in den Vordertaunus. Alles in allem sind das neun Projekte allein im Rhein-Main-Raum. In Nordhessen hat der Zweckverband Raum Kassel Machbarkeitsstudien für die drei Verbindungen von Kassel nach Baunatal, Vellmar und Helsa/Kaufungen anfertigen lassen, in Südhessen untersucht der Verband Region-Rhein-Neckar die Chancen einer Verbindung zwischen Darmstadt und dem Raum Mannheim-Heidelberg. Länderübergreifend werden Verbindungen von Wiesbaden nach Mainz und von Hanau nach Aschaffenburg untersucht. Neu ist auch, dass der Ausbau einem durchgängigen Konzept folgt. Autostraßen werden seit hundert Jahren nach einem abgestuften Netzplan angelegt, Radwege dagegen nicht. Auch das ändern wir jetzt. Unser Instrument dazu sind Standards und Musterlösungen für Radschnellverbindungen, Raddirektverbindungen und Radverbindungen und die Definition eines Rad-Hauptnetzes.

Damit wird der Rahmen für eine koordinierte Weiterentwicklung des Netzes gesetzt. Lückenschlüsse, einheitliche Beschilderung und einheitliche Gestaltungsstandards sollen die bestehenden überörtlichen Radwege zu einem knapp 2.900 Kilometer langen Rad-Hauptnetz vereinigen, das regionale und lokale Netze verknüpft. Diese werden durch die touristischen Radfernwege und die Radschnellverbindungen ergänzt. Sichere und komfortable Radverbindungen sind eine Einladung, das Auto stehen zu lassen. Die Initiativen für Radentscheide in Kassel, Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden zeigen, dass viele Menschen in Hessen nur auf diese Einladung warten.


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und ist in der Mitgliederzeitschrift GRÜNfläche 3/2019 erschienen. Die komplette Ausgabe und weitere Ausgeaben finden Sie in der Rubrik Mitgliederzeitschrift.

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