Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist gesagt worden, Sprachkompetenz ist für die persönliche Entwicklung von Kindern von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht die gesellschaftliche Teilhabe. Auch für den Bildungserfolg und berufliche Chancen ist sie grundlegend. Wir wissen, dass längst nicht nur Kinder von Zugewanderten Probleme haben, sondern auch die, die mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind, sind längst förderbedürftig.
In Hessen können vier bis viereinhalbjährige Kinder mit Deutsch als Muttersprache oder als Zweitsprache in Hunderten von Kindertageseinrichtungen getestet werden. Warum wird das getan? – Weil wir wissen wollen, wie viel Kinder davon betroffen sind, die noch eine Sprachförderung oder eine sprachmedizinische Betreuung, eine pädagogische oder auch eine medizinische Behandlung brauchen. Wir wollen, dass kein Kind in der Entwicklung zurück bleibt.
Weil wir eine frühzeitige bildungspolitische Ausgrenzung vermeiden wollen, brauchen wir eine Grundlage und Diagnose, um Hilfe und Förderung geben zu können.
CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frau Kollegin Wiesmann hat es angedeutet – haben deshalb schon im Dezember vereinbart, dass sie unter anderem die Sprachförderung in Kitas für alle Kinder weiterentwickeln und verbessern wollen. Dazu stehen wir auch, dass das für uns ein extrem wichtiger Punkt und zur Steigerung der Qualität in hessischen Kindergärten ist.
(Beifall des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und bei der CDU)
Zur einer Weiterentwicklung gehören vorab immer eine Bestandsaufnahme, eine Evaluation und natürlich auch eine Diskussion bisheriger Programme und Verfahren. Genau das haben wir vor. Dort, wo es noch nicht passiert ist, wird es dazu kommen, dass wir eine Sprachförderstrategie überlegen wollen. Die muss dazu führen, dass die verschiedenen Programme und Fördermittel, die es gibt, optimiert werden, damit man organisatorisch und inhaltlich noch stärker daran wirkt, dass wir auch mehrere größere Erfolge vorzeigen können, damit kein Kind in der Sprachentwicklung tatsächlich benachteiligt wird. Das alles ist nun schon von uns, von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, geplant.
Ich komme zum Antrag der SPD. Ich glaube, dass eine wissenschaftliche Evaluation mit einem angeschlossenen Beirat, wie es der Kollege Merz vorgetragen hat, unter einem immensen Zeitverlust leiden wird. Eine solche Studie mit angeschlossenem Beirat schätze ich auf grobe oder knappe zwei Jahre. Wenn man sogar partizipativ mit Befragung von Kindern in Kindereinrichtungen vorgeht, von der Verfolgung dessen, was der Erfolgsweg war zwischen einer beispielsweise Sprachstandserhebung mit vier Jahren, um dann zu schauen, was eigentlich aus dem Kind in der ersten oder dritten Klasse geworden ist, da vergehen mehrere Jahre.
Herr Merz, ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ja, wir wollen das überprüfen und auch mit anderen Bundesländern gern darüber diskutieren, welche dieser eingesetzten Mittel am erfolgreichsten waren. Wir wollen auch nicht unnötig oder jahrelang Zeit verlieren. Deswegen, denke ich, wird das viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen, so eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben.
Wir wollen lieber jetzt schnell optimieren, zusammenführen, verbessern, Erfolge kontrollieren und das so zusammenführen, dass die Sprachförderung in Hessen um ein Deutliches besser wird.
(Beifall des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und bei der CDU)
Wir wissen um die Problematik. Wir wissen, dass es nicht nur darum geht, ob es eine alltagsbasierte Sprachförderung wird, also integriert in den Alltag der Kita, oder ob es um die Frage extern geht: Hole ich mir Sprachkurse ins Haus? Wir wissen auch, dass es darum geht, Fortbildung für die fachpädagogischen Fachkräfte extrem stark zu verbessern.
All das wissen wir. Das sind die Handlungsfelder, die vor uns liegen werden, das zu diskutieren und neu auszurichten. Es wird auch um die Frage gehen, wie wir die Diagnostik verbessern, ob wir sie noch klarer auf das zuspitzen, was wirklich notwendig ist, um am Ende zu wissen, wie wir die Förderpraxis noch anders aufstellen können.
Das gilt es zu diskutieren. Die GRÜNEN sind genauso wie die CDU dazu bereit. Es ist ein wichtiger Schritt für die Qualität der Kindergärten. Ein Bestandteil wird natürlich sein, die Sprachförderung weiterzuentwickeln und weiter zu verbessern. Das haben wir so vereinbart. Das werden wir angehen. Aber eine so weitgehende Studie, wie Sie sie vorschlagen, benötigen wir nicht. – Herzlichen Dank.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU
Vizepräsidentin Ursula Hammann:
Vielen Dank, Kollege Bocklet.