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04.03.2015
Portraitfoto von Marcus Bocklet vor grauem Hintergrund.

Marcus Bocklet: Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Hessen

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Im Kern und im Tenor kann ich Herrn Kollegen Rentsch nur zustimmen. Zunächst einmal möchte ich sagen, dass auch ich in der Antwort der Landesregierung wichtige Hinweise, aber nur wenig von dem finde, was man skandalisierend nutzen könnte.

Vorab noch einmal meinen herzlichen Dank für die umfangreiche Beantwortung. Herr Minister, ich kann mir vorstellen, dass es wahrlich kein Vergnügen ist, so viele Zahlen zu recherchieren und zusammenzutragen. An dieser Stelle möchte ich zunächst einmal Danke dafür sagen.

Ich will trotzdem auch der Fraktion DIE LINKE Danke sagen, weil ich der Meinung bin, dass zwar die Fragen und die Antworten nicht so sehr viel hergeben, dass damit aber das Thema als solches auf die Tagesordnung gehoben wurde. Das Thema lautet nämlich: Wie erhalten wir die Gesundheit unserer Kinder?

Frau Schott, Sie haben zu Recht angeführt: Wenn man gesunde Kinder haben will, ist vor allem die Ursachenforschung wichtig. Man muss darauf achten, dass man eine gesunde Umwelt hat. Ich glaube, gerade wir GRÜNEN haben uns diesen Schwerpunkt gesetzt. Ich glaube, wir sind uns darin einig, dass es ohne eine gesunde Umwelt nicht möglich sein wird, gesunde Kinder großzuziehen. Diese These bleibt genauso richtig wie die, dass zu einer gesunden Umwelt auch eine gesunde Ernährung gehört.

Spätestens mit dem Eintritt in die öffentlichen Einrichtungen, die Kindergärten und Schulen, mit der Sozialisation, kommt es natürlich elementar darauf an, dass der Stress minimiert wird und dass die Kinder dann auch kindgerechtes Erziehen, Aufwachsen und Lernen erfahren. Nur so kann die Gesundheit unserer Kinder tatsächlich erhalten werden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Michael Boddenberg und Holger Bellino (CDU))

Ich sage allerdings einschränkend, dass es für die Situation unserer Kinder viele Akteure gibt. Ich halte nichts von Schuldzuweisungen des Bundes an das Land, des Landes an den Bund, von uns Politikern an die Eltern oder von den Eltern an die Einrichtungen. Ich glaube, nur durch ein Zusammenwirken aller betroffenen Akteure, die mit Kindern zu tun haben, können wir tatsächlich dauerhaft die Gesundheit unserer Kinder gewährleisten. Frau Kollegin Schott, ich glaube, da dürfte es bei uns keine Uneinigkeit geben.

Ihre Große Anfrage und die Antwort darauf finde ich spannend. Sie haben das mit zehn Themenkomplexen aufgebaut. Das beginnt mit quantitativen Fragen, also mit Zahlen zu Kindern, und geht über die Kinder- und Jugendärztesituation bis hin zur kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung und zur kinder- und jugendtherapeutischen Situation. Dann fragen Sie zur Krankenhausbehandlung, zur Geburtshilfe, zu Familienhebammen, zur Kindervorsorge- und Schuleingangsuntersuchungen. Dann widmen Sie sich auch noch dem Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage. Schließlich fragen Sie nach Maßnahmen und enden damit, wie es eigentlich mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsbericht in diesem Land aussieht.

Ich finde, es ist schon sehr beeindruckend, was dort geantwortet wird. Denn ich finde tatsächlich viele interessante Zahlen. Ich nenne einmal ein Beispiel. Ich finde es schon sehr beachtlich, dass es in bestimmten Regionen in Hessen durchschnittlich bis zum nächsten Kinderarzt nur 1 km weit ist. In anderen Regionen sind es bis zu 15 km bis zum nächsten Kinderarzt. Ganz sicherlich ist es für die Gesundheit der Kinder nicht förderlich, wenn die Eltern davon absehen müssen, einen Kinderarzt aufzusuchen, weil die Entfernung zu weit ist und sie beispielsweise immobil sind.

Tatsächlich ist aber zu den ganzen Antworten nur wenig zu sagen, außer der Frage der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung. Es hat mich in der Tat sehr verwundert, was sich dort gerade im osthessischen Raum widerspiegelt. In Fulda gibt es da eine Null. Im Vogelsberg gibt es zum Teil auch eine Null. Darüber muss man natürlich dringend reden. Wir Politiker sollten da unseren Einfluss geltend machen, damit bei der Bedarfsplanung, die alle 18 Monate erneuert wird, tatsächlich noch einmal ein Augenmerk darauf geworfen wird und man fragt: Was ist da eigentlich los?

Hinsichtlich der Jugendpsychiater, aber auch bei den Jugendpsychotherapeuten hören wir immer wieder, dass die Wartezeiten unerträglich lang sind. Ich denke, gerade bei Kindern und Jugendlichen dürfen wir uns keine Verzögerungen erlauben, weil wir wissen, dass sehr frühzeitiges Eingreifen langfristige chronische psychische Erkrankungen verhindern hilft.

Schließlich und endlich fragen Sie auch – das finde ich auch sehr beeindruckend –, was die Landesregierung vielleicht zu wenig tut oder zu wenig beachtet. Dazu möchte ich Folgendes sagen. Sehen Sie: Der Gesundheitsbericht ist eh über das Internet abrufbar. Allein angesichts der Kapitel, die dort enthalten sind, kann man wohl kaum sagen, dass sich die Landesregierung zu wenig darum kümmert. Schauen Sie:

Besonderheiten der Vorsorge in Hessen, Determinanten (der Kinder- und Jugendgesundheit), Impfungen, Mortalität und Todesursachen, Krebs bei Kindern und Jugendlichen, Zahngesundheit, psychische Auffälligkeit und Risikofaktoren …, Entwicklungsstörungen, Hyperkinetische Störungen, Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen, Ernährung und Gesundheit, Schule und Gesundheit, Frühförderung von Menschen mit Behinderung.

All das wird im Hessischen Gesundheitsbericht vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration untersucht und darüber Bericht erstattet. Ich finde, da muss man einmal ein Kompliment machen. Dieser Bericht ist ein guter.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU sowie des Abg. Florian Rentsch (FDP))

Nun ist die Frage: Was kann das Land noch tun? – Auch bei der zehnminütigen Redezeit erspare ich mir nun die drei engbedruckten Seiten mit Maßnahmen vorzulesen, die die Landesregierung macht. Ich sage nur einmal: Es geht um Präventionsprogramme zu Tabak und Alkohol, um Aids, um frühe Bewegung „Bewege dich in der Schule“, um Gesundheitsspiele und die Schulung der Gesundheitsbotschafter, um „Hart am Limit“ und vieles andere mehr. Ich erspare mir, das alles zu zitieren.

Ich finde, auch hier macht das Land an Präventionsmaßnahmen das, was es an Möglichkeiten hat. Das findet entweder durch das Sozialministerium oder durch das Kultusministerium statt.

Mein Fazit ist: Wir alle als Eltern müssen viel tun, damit unsere Kinder gesund bleiben. Wir müssen als Staat und Land viel tun, damit die Institutionen, über die wir die Aufsicht haben, tatsächlich viel Prävention, Beratung und Aufklärung machen. Wir müssen darauf achten, dass, wenn die Kinder krank werden, wir gute kinder- und jugendärztliche Einrichtungen haben. Unsere Krankenhäuser müssen darauf eingestellt sein.

Ich finde, das ist eine dauerhafte Aufgabe. Das ist kein statisches Problem. Es gibt immer wieder Felder, bei denen verbessert werden muss. Das sehe ich. Ich habe zwei davon angesprochen.

Ich finde, die Situation befindet sich aber tatsächlich auf einem sehr guten Niveau. Das heißt nicht, dass man noch besser werden kann. Ich glaube, die Hessische Landesregierung und Hessen insgesamt sind auf einem guten Weg. – Ich danke Ihnen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)

Vizepräsident Frank Lortz:

Vielen Dank.

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