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13.03.2014
Portraitfoto von Daniel May vor grauem Hintergrund.

Daniel May: Schwimmbäder erhalten – Schwimmunterricht für alle Kinder in Hessen garantieren

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Es ist in der Tat erschreckend, wenn die DLRG wie zuletzt im August 2013 mitteilt, dass nur noch ca. 50 Prozent der Viertklässler richtig schwimmen können. Als ich zur Grundschule ging, war das noch nicht der Fall, damals konnte quasi jeder schwimmen. Das hat natürlich dramatische Nachwirkungen, weil infolgedessen die Zahl der Badeunfälle steigt und immer mehr Menschen durch Ertrinken sterben. Das ist eine Entwicklung, die so nicht sein muss.

Ob es allerdings eine aktuelle Entwicklung oder bestimmte Verbundenheit dieses Faktes mit der Aktuellen Stunde gibt, habe ich bislang nicht erkennen können. Mir ist nicht klar geworden, wieso man dieses Thema in eine Aktuelle Stunde bringen musste.

(Zuruf des Abg. Timon Gremmels (SPD))

Ich würde sogar sagen, dass das Thema eigentlich so wichtig ist, dass seitens der LINKEN das falsche Format gewählt wurde.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU – Zuruf des Abg. Schaus)

Eine mögliche Erklärung könnte eine Zeitungsmeldung von Anfang der Woche sein. Darin wurde von Verunsicherungen berichtet, die ein neuer Aufsichtserlass hervorgerufen habe, demzufolge künftig die Rettungsfähigkeit im Fünfjahresrhythmus nachgewiesen werden müsse; der Kollege Veyhelmann hat eben schon darauf hingewiesen. Allerdings muss ich sagen, dass das Land Hessen dort nur begrenzt Möglichkeiten hat, sich der laufenden Rechtsprechung zu entziehen und man auch bedenken muss, dass es durchaus sinnvoll sein kann, etwas zu üben, was im Zweifel für das Überleben eines Kindes notwendig ist. Daher halte ich das auch nicht für überzogen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)

Weiter haben Sie darauf abgestellt, dass es zu wenige Schwimmbäder gebe. Klar ist natürlich auch, dass es für flächendeckend stattfindenden Schwimmunterricht auch flächendeckend Schwimmbäder geben muss. In der Tat ist es so, wie die DLRG berichtet, dass seit 2007 bundesweit 300 Schwimmbäder geschlossen wurden. Allerdings ist Hessen mitnichten ein Schwerpunkt dieser Schließungswelle, vielmehr findet sich diese Phänomen in Nordrhein-Westfalen und in ostdeutschen Bundesländern. Für Hessen ist dieses Phänomen so noch nicht zu beobachten, gleichwohl ist auch hier nicht alles in Butter. Wenn man sich die Situation in Offenbach anschaut, besteht sicherlich noch Verbesserungsbedarf.

(Anhaltende Unruhe – Glockenzeichen des Präsidenten)

Wenn ich die Bemerkung machen darf: Was die Stadt Offenbach für den Fußballsport möglich gemacht hat, sollte sie auch für den Schwimmsport möglich machen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)

Ich möchte mich nicht um die grundsätzliche strukturelle Frage drücken. Das Vorhalten von Einrichtungen des Schwimmsports ist eine Aufgabe der Mittel- und Oberzentren, was die Hallenbäder angeht. Deswegen ist es auch richtig, dass dies auch nach einer Reform der Kommunalfinanzen weiter ein Tatbestand der Schlüsselzuwendungen sein sollte. Auch das 30-Millionen-Euro-Förderprogramm der alten Landesregierung gehörte zu den Dingen, die von uns in der Opposition, aber auch von der Sozialdemokratie stets begrüßt wurden. Das zeigt auch, dass die Landesregierung schon früher die Kommunen mit dieser Aufgabe nicht allein gelassen hat.

Teilweise sind die Probleme der Kommunen allerdings hausgemacht; denn ein Teil des Problems besteht darin, dass die Kommunen, anstatt in Bahnen zu investieren, lieber Riesenrutschen und Whirlpools gebaut haben und dadurch der Schwimmunterricht nicht mehr in der Fläche stattfindet.

Deshalb ist es insgesamt etwas unterkomplex, nur nach dem Staat zu rufen.

Erstens muss es allenthalben klar sein, dass der Schwimmsport eine besondere Berechtigung hat. Außerdem brauchen wir ein anderes Bewusstsein bei den Eltern. Denn nicht nur ein Angebot an Schwimmhallen ist notwendig, sondern es muss auch genutzt werden.

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Da haben wir das Problem, dass immer mehr Kinder von den Eltern nicht mit ins Schwimmbad genommen, sondern vor der Playstation geparkt werden und deswegen beim Schwimmunterricht in der Schule bei null anfangen. Das ist ein Problem; denn dann können sie die richtigen Ziele des Rahmenlehrplans nicht erreichen.

Nichtsdestotrotz halte ich es für erforderlich, den Schwimmunterricht in den Schulen weiter auszudehnen, und möchte das als Hinweis an die Landesregierung geben, bei der nächsten Überarbeitung der Rahmenpläne dem Schwimmunterricht eine noch größere Bedeutung einzuräumen.

Hinweisen möchte ich darauf, dass der Schwimmunterricht nicht nur in den Hallenbädern stattfinden muss, sondern dass auch unsere zahlreich vorhandenen Freibäder zu nutzen sind. Das ist für die Schulen zwar etwas unbequemer, weil man dann den Schwimmunterricht nur halbjährlich organisieren kann, aber es ist durchaus möglich.

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Es würde auch keinen Weltuntergang bedeuten, wenn es einmal regnet, weil unsere Freibäder allesamt temperiert sind.

(Zuruf des Abg. Hermann Schaus (DIE LINKE))

Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Schwimmen ist kein Sport wie jeder andere. Er ist besonders gesund, da er viel mehr Muskelgruppen beansprucht als andere Sportarten. Zudem erfordert er ein ganz besonderes Maß an Körperbewusstsein, da Bewegung und Atmung, die sonst automatisch mitläuft, hier bewusst koordiniert werden müssen. Nicht zuletzt ist das Schwimmen ein Kulturgut.

Kurzum, jeder Mensch, der nicht schwimmen lernt, sollte die Gesellschaft und die Politik beschämen. Von daher hoffe ich, dass der Politik, und zwar in allen Parteien, wieder klar wird, dass der Schwimmsport viel zu lange vernachlässigt wurde. – Vielen Dank.

(Lebhafter Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)

Vizepräsident Frank Lortz:

Vielen Dank, Kollege May.

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