Als „schonungslose Aufdeckung des schwarz-gelben Etikettenschwindels bei den Ganztagsschulen“ hat die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Studie „Ganztagsschulen in Deutschland“ der Bertelsmann- Stiftung bezeichnet. „Nahezu alle so genannten Ganztagsschulen in Hessen bieten in der Regel nur ein Angebot bis 14:30 Uhr an drei Tagen die Woche, bei echten Ganztagsschulen liegt Hessen nur auf dem letzten Platz aller Bundesländer. Zwei Drittel der Grundschulen sind sogar überhaupt nicht im Ganztagsschulprogramm des Landes. Das ist entschieden zu wenig für die Förderung der Schülerinnen und Schüler, und es ist zu wenig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insbesondere in der Grundschule brauchen wir eine Bildungs- und Betreuungsgarantie von 7:30 bis 17:00 Uhr“, so der bildungspolitische Sprecher der GRÜNEN, Mathias Wagner. „Wenn Kultusministerin Beer den Stand in Hessen auch noch als bedarfsgerechten Ausbau bezeichnet, versucht sie die Eltern in unserem Land zu veräppeln. Sie steht damit in der schlechten Tradition ihrer gescheiterten Vorgängerinnen Karin Wolff und Dorothea Henzler“.
Hessen bundesweites Schlusslicht bei den echten Ganztagsschulen
Die Studie hatte ergeben, dass nahezu alle angeblichen Ganztagsschulen in Hessen lediglich eine pädagogische Mittagsbetreuung (Profil 1) anbieten. Nur 3,1 Prozent der Schulen sind echte Ganztagschulen mit einem gebundenen Angebot bis weit in den Nachmittag hinein. „Es ist erschreckend, dass Hessen hiermit auf dem letzten Platz aller Bundesländer liegt. Sehr viele Schulen wurden mit geringer Ausstattung in das Ganztagsschulprogramm aufgenommen. So wollte die schwarz-gelbe Landesregierung die Illusion der großen Zahl aufbauen. Sie ist mit dieser Studie geplatzt wie eine Seifenblase“. Die Ausrede der Ministerin, es seien veraltete Zahlen tauge nicht. Nach den eigenen Zahlen des Kultusministerium (https://kultusministerium.hessen.de/schule/ganztagsangebote) stelle sich die Lage zum Schuljahr 2013/14 wie folgt dar:
Ignoranz des Elternwillens
Als „dreist“ bezeichnen DIE GRÜNEN die Rechtfertigungsversuche der Kultusministerin in der Hessenschau von vergangenem Sonntag. „Da erzählt Frau Beer doch allen Ernstes, Hessen stehe deshalb so schlecht da, weil die Eltern einen behutsamen Ausbau wollten. Die Wahrheit ist: 70 Prozent der Eltern wünschen sich nach einer Umfrage von TNS Emnid eine Ganztagsschule. Einmal mehr ignoriert Schwarz-Gelb den Elternwillen. Und wahr ist auch: Vor zehn Jahren waren Ganztagsschulen für Schwarz-Gelb noch die Vorstufe des Sozialismus und man merkt am Ausbautempo, dass die beiden Parteien sich immer noch schwer damit tun. Wie in so vielen Fragen ist die gesellschaftliche Entwicklung über CDU und FDP hinweg gegangen.“
Schwarz-Gelb hat keinen Plan wie es weitergehen soll
Besonders erschreckend sei neben dieser Bilanz, dass Schwarz-Gelb bis heute keinen Plan habe, wie der Ausbau der Ganztagsschulen systematisch vorangetrieben werden kann. „Außer einem
Weiter-So ist kein Konzept bekannt. Die CDU redet zwar von einem Pakt für den Nachmittag. Wie dieser aber konkret aussehen soll, bleibt bis heute unklar. Für zwei Regierungsparteien ist das entschieden zu wenig.“
Was jetzt für Hessen zu tun ist
DIE GRÜNEN nehmen hingegen für sich in Anspruch, sich seit langem um das Thema gekümmert zu haben. „Seit Jahren beantragen wir eine Aufstockung des Ganztagsschulprogramms und eine Schwerpunktsetzung bei den Grundschulen. Immer wurden unsere Anträge abgelehnt. Es war die rot-grüne Bundesregierung, die bereits vor über zehn Jahren das erste Ganztagsschulprogramm des Bundes aufgelegt hat. Und es sind CDU und FDP, die durch ihr Festhalten am Kooperationsverbot in der Verfassung verhindern, dass es ein solches Programme nochmal gibt.“
DIE GRÜNE Bildungs- und Betreuungsgarantie
Die Fehler aus 15 Jahren schwarz-gelber Politik könnten nicht von heute auf morgen korrigiert werden. „Aber wir haben für die kommende Legislaturperiode einen klaren Plan und setzen deutliche Prioritäten. Statt mit der Gießkanne an viele Schulen zu wenig zu verteilen, wollen wir einen klaren Schwerpunkt auf die Grundschulen setzen. Denn am Anfang bringt mehr Zeit für Förderung besonders viel – gerade wenn es um mehr Chancengerechtigkeit geht. Gleichzeitig ist gerade bei den Grundschulkindern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern derzeit am schwersten. Mit unserer Bildungs- und Betreuungsgarantie für Grundschulen (http://gruenlink.de/h2f) wollen wir auf den Weg zu echten Ganztagsschulen einen entscheidenden Schritt vorankommen.“
Das Konzept sehe vor, dass es für alle Grundschulkinder an fünf Tagen die Wochen und in den Schulferien ein Bildungs- und Betreuungsangebot von 7:30 bis 17:00 Uhr gebe. Dafür sollen alle Grundschulen ins Ganztagsschulprogramm des Landes aufgenommen werden und gemeinsam mit den Kommunen ein qualitativ hochwertiges Angebot aus einem Guss organisiert werden. „Wenn die Eltern dies wünschen, entsteht so der zeitliche Rahmen für mehr Förderung, den Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphasen und zur Rhythmisierung des Tagesablaufs.“
DIE GRÜNEN betonen, dass ihr Konzept auf Freiwilligkeit beruhe. „Freiwilligkeit und Wahlfreiheit für die Eltern setzt aber eben ein Angebot voraus. Das ist der entscheidende Unterschied zur Politik von Schwarz-Gelb: bei uns sollen die Eltern entscheiden können, ob sie ein ganztägiges Angebot wahrnehmen oder nicht. Bei Schwarz-Gelb haben sie gerade im Grundschulbereich noch nicht einmal ein Angebot“.
Profil 1, 2 und 3 nach Ganztagsschulrichtlinie des Landes:
Anlage: Auszug aus der Bertelsmann-Studie „Ganztagsschulen in Deutschland“
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