Die Landesregierung hat dem Wissenschaftsausschuss eine Liste mit Überlegungen zur Schließung von Studienangeboten an hessischen Hochschulen vorgelegt. Die Übersicht zeigt erstmals, welche Fächer konkret betroffen sein könnten. In der Debatte wurde jedoch deutlich, dass die Liste nicht vollständig ist.
Nina Eisenhardt, hochschulpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion:
„Die Landesregierung räumt damit ein, dass an den Hochschulen tatsächlich über die Schließung von Studiengängen nachgedacht wird – deutlich mehr, als bislang öffentlich bekannt war. Die Folgen des Hochschulpakts werden sichtbar: Kürzungen treffen Forschung und Lehre quer durchs Land – und besonders stark die MINT-Fächer.
Besondere Aufmerksamkeit galt im Ausschuss aber der Lehrkräftebildung an der TU Darmstadt. Dort wird gerade diskutiert über die Zukunft des beruflichen Lehramts sowie der Sportwissenschaften und der Theologie, die beide ebenfalls Lehrkräfte ausbilden. Staatssekretär Degen wollte sich nicht festlegen, ob an den Sportwissenschaften ein besonderes Landesinteresse besteht, das einer Schließung des Studiengangs entgegenstehen könnte. Das ist bemerkenswert, denn es gibt bereits einen erheblichen Lehrkräftemangel, unter anderem im Berufsschullehramt und im Fach Sport. Jetzt genau diese Ausbildungskapazitäten zu verknappen, sendet ein verheerendes Signal und gefährdet die Unterrichtsversorgung von morgen.
Hinzu kommt: Die Sportwissenschaften stehen nicht deshalb auf der Streichungsliste der TU Darmstadt, weil die Nachfrage gering ist, sondern weil drei von fünf Professuren kurz vor dem Ruhestand stehen und die Universität hier deshalb schnell die drastischen Einsparvorgaben des Landes umsetzen kann. Das zeigt, wie willkürlich die Auswirkungen dieses Hochschulpakts sind.
Wir GRÜNEN fordern, 100 Millionen Euro aus dem Nachtragshaushalt für die Hochschulen zur Verfügung zu stellen, um Studienplätze abzusichern und die Abwärtsspirale der Kürzungen aufzuhalten. Es darf nicht sein, dass Hochschulen durch Sparvorgaben gezwungen werden, Ausbildungskapazitäten zu schließen, während gleichzeitig der Lehrkräftemangel wächst.“
Eine Übersicht der von der Landesregierung genannten Studiengänge findet sich hier (fett: bereits genehmigte Anträge):
Philipps-Universität Marburg:
Interkulturelle Betriebswirtschaftslehre/ Intercultural Business Studies (M.Sc.)
Functional Materials (M.Sc.)
Sprechwissenschaften und Phonetik (M.A.)
Linguistik: Kognition und Kommunikation (M.A.)
Technische Universität Darmstadt:
Institut für Sportwissenschaft und in der Folge die entsprechenden Studiengänge bzw. das Unterrichtsfach im Lehramt
Institut für Angewandte Geowissenschaften und in der Folge die Studiengänge B.Sc. und M.Sc. Angewandte Geowissenschaften
Frankfurt University of Applied Sciences:
Bachelor-Studiengang Informatik – Mobile Anwendungen
Studienvariante focus!ng des Bachelor-Studiengangs Maschinenbau
Studienvariante focus!ng des Bachelor-Studiengangs Produktentwicklung und Technisches Design
Technische Hochschule Mittelhessen:
Energiewirtschaft & Energiemanagement (B.Sc.)
Hochschule RheinMain:
International Media Management (B.A.) bei gleichzeitiger Einrichtung eines zusätzlichen Studienschwerpunkts im Studiengang Media Management (B.A.)
Hochschule Fulda:
Internationale Ingenieurswissenschaften (B.Sc.)
Energie- und Automatisierungssysteme (M.Sc.)
Eingebettete System (M.Sc.)
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