Der Schulversuch zu Türkisch als Fremdsprache wird unter der schwarz-roten Landesregierung nicht zu einem regulären Unterrichtsangebot ausgebaut. Das hat Kultusminister Armin Schwarz von der CDU auf Nachfrage der GRÜNEN Fraktion angekündigt. Einen Antrag zur Aufnahme von Türkisch in das reguläre Fremdsprachenangebot des Landes, den wir als GRÜNE Fraktion eingebracht haben, wurde von den Regierungsfraktionen von CDU und SPD abgelehnt.
Dabei handelt es sich um einen Antrag, den die SPD-Fraktion noch vor kurzer Zeit selbst fast wortgleich so gestellt hat. Sie hat sich in der vergangenen Wahlperiode als vorderste Interessenvertreterin der türkischen Community in Hessen präsentiert und die Aufnahme von Türkisch als Fremdsprache immer wieder vehement gefordert. Wir hätten deswegen erwartet, dass nach den vielen großen Worten auch Taten folgen und die SPD sich wenigstens bei diesem Thema gegen ihren Koalitionspartner durchsetzt. Wir GRÜNEN hatten ihr hierfür auch schon den Weg bereitet, indem wir den Schulversuch Türkisch gegen Widerstand in der CDU hart erkämpft und eine Überführung in den Regelbetrieb zum kommenden Schuljahr in Aussicht gestellt hatten. Doch offenbar war der SPD das Thema am Ende doch nicht so wichtig, wie sie es immer wieder dargestellt hat und hat sich auch in dieser Frage in den Koalitionsverhandlungen nicht durchgesetzt.
Kultusminister Schwarz von der CDU hat hingegen jüngst stolz verkündet, dass Ukrainisch in den Fremdsprachenkatalog des Landes aufgenommen wird – zunächst als Schulversuch. Die Begründung hierfür hat uns sehr überrascht. Denn die Argumente, die die CDU bisher immer für Türkisch als Fremdsprache nicht gelten lassen wollte, zieht sie nun plötzlich als Argumente für Ukrainisch als Fremdsprache heran: die hohe Zahl der Sprecher*innen in Hessen und Deutschland und als symbolisches Zeichen der Verbundenheit. Wir unterstützen die Einführung von Ukrainisch als Fremdsprache. Nur hat sich die CDU damit endgültig selbst entlarvt: Ihre Abwehrhaltung gegen Türkisch ist rein ideologisch motiviert. Wir fordern: Sowohl der Schulversuch Ukrainisch als auch der Schulversuch Türkisch muss in den Regelbetrieb überführt werden. Was für die 20.000 ukrainischen Schüler*innen in Hessen gilt, muss auch für die 86.000 hessischen Schüler*innen mit türkischem Hintergrund gelten.
Bereits im Jahr 2021 und im Jahr 2022 wurde im Landtag intensiv über die Frage diskutiert, wie das Fremdsprachenangebot an Hessens Schulen erweitert werden soll und inwiefern auch Türkisch in den Fremdsprachenkanon des Landes aufgenommen werden soll. Anlass war damals, dass die schwarz-grüne Vorgängerregierung entschieden hat, den Fremdsprachenkanon des Landes um die Sprachen Polnisch, Chinesisch, Portugiesisch und Arabisch auszubauen.
Der Auswahl der neu aufzunehmenden Sprachen gingen damals umfangreiche Beratungen innerhalb der Koalition voraus, bei denen verschiedene Parameter angelegt wurden: dabei war den Kolleg*innen der CDU-Fraktion insbesondere die Frage der weltweiten Verbreitung der Sprachen wichtig. Wir GRÜNEN hätten gerne auch Türkisch in den Fremdsprachenkanon aufgenommen, was von Seiten der CDU genau mit diesem Argument – Türkisch sei keine Weltsprache und allein die Zahl der Sprecher*innen in Hessen und Deutschland sei kein Argument für ein Fremdsprachenangebot – zunächst abgelehnt wurde. Wir GRÜNEN konnten uns dennoch nach erneuten internen Beratungen durchsetzen, zum Schuljahr 2022/2023 einen neuen Schulversuch für Türkisch als Fremdsprache zu starten, mit der Perspektive, diesen nach einer Erprobungsphase zum Schuljahr 2024/2025 auch in den Regelbetrieb zu überführen und als vollwertiges Fremdsprachenangebot in ganz Hessen auszubauen.