Die Herausforderungen, vor denen Hessens Schulen stehen, sind groß: Trotz vielfältiger Anstrengungen der vergangenen Jahre ist der Lehrkräftearbeitsmarkt auch in Hessen weiterhin angespannt. So haben nach Auskunft des Kultusministeriums auf unsere Kleine Anfrage im vergangenen Schuljahr mindestens 830 Lehrkräfte an Hessens Schulen gefehlt. Dabei ist die Zahl von 830 unbesetzten Stellen noch die wohlwollende Interpretation der Ergebnisse – werden Stellenüberhänge, die es in manchen Schulamtsbezirken an einigen Schulformen gibt, nicht gegengerechnet, beläuft sich das Minus hessenweit sogar auf knapp 1.000 unbesetzte Stellen. In Wahrheit dürfte die Zahl sogar deutlich darüber liegen, da die Schulen für den Ganztag oftmals Mittel statt Stellen zugewiesen bekommen, mit denen sie Personal einstellen können. Wie viele dieser Stellen – hiervon gab es im letzten Schuljahr 4.736 – unbesetzt sind, ist deswegen statistisch gar nicht erfasst.
Viele Schüler*innen haben – auch in Folge der Corona-Pandemie – große Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen und leiden unter zum Teil schwerwiegenden psychischen Problemen. Konzentrationsstörungen, psychische Erkrankungen und Schulabstinenz haben Expert*innen und Praktiker*innen zufolge massiv zugenommen. Die hessischen Abiturergebnisse 2024 zeigen zudem ein wachsendes Leistungsgefälle innerhalb der Schülerschaft mit immer mehr Einser-Abschlüssen auf der einen und nicht bestandenen Abiturprüfungen auf der anderen Seite. Die Ergebnisse der Abschlussprüfungen an Haupt- und Realschulen hat das Kultusministerium wohl sicherheitshalber erst gar nicht veröffentlicht. Doch anstatt sich diesen Herausforderungen anzunehmen, breitet sich der neue Kultusminister auch in seiner Regierungserklärung zum Schuljahresstart 2024/2025 erneut lieber mit viel Pathos über Symbolthemen wie das Gendern, die Cannabislegalisierung und die Frage, ob die Bundesjugendspiele in der 3. und 4. Klasse nun ein ‚Wettbewerb‘ oder ‚Wettkampf‘ sein sollen, aus. Mehr noch: Mit ihrem Nachtragshaushalt 2024 kürzt die neue schwarz-rote Landesregierung erstmals seit vielen Jahren bei der Bildung. Nach eigenen Angaben will sie auch beim Corona-Aufholprogramm „Löwenstark“ sparen, obwohl die Pandemie den Kindern und Jugendlichen noch in den Knochen steckt. Und zur Umsetzung des Rechtsanspruchs Ganztag an Grundschulen, sowie in der Frage der Laptopausstattung von Schüler*innen erklärte der Kultusminister kürzlich, sich bis 2029 Zeit lassen zu wollen. Mit dieser Strategie des Aussitzens, der Ablenkungsmanöver und der Realitätsverweigerung offenbart der Minister nicht nur die Kraftlosigkeit dieser Koalition, sondern er lässt vor allem Hessens Schulen mit ihren Problemen und Herausforderungen völlig allein.
Informationen zu unseren GRÜNEN Vorschlägen für die Bildungspolitik im Schuljahr 2024/2025 finden sich in unserer diesjährigen Schul-Info: Schul-Info 2024/2025 – Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag