Kommunen können dann besonders von Bürgerbeteiligung profitieren, wenn sie wirklich bereit sind, einige grundlegende Voraussetzungen für mehr Mitsprache zu schaffen und den Bürgerwillen dann auch ernst nehmen. Richtig praktizierte Bürgerbeteiligung ist geeignet, um sowohl langfristige Planungen als auch kurzfristigere Konfliktbewältigung zu optimieren. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Fachtagung von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im hessischen Landtag. Auf Einladung der Abgeordneten Ellen Enslin, kommunalpolitische Sprecherin der GRÜNEN, hatten am 16. Mai 2013 Praktiker und Experten „Kommunale Bürgerbeteiligung – viel Aufwand, wenig Nutzen? Wie erfolgreicher Bürgerdialog aussehen kann“ diskutiert.
Ellen Enslin stellte eingangs die Bürgerbeteiligungsvorschläge der GRÜNEN aus dem kommunalpolitischen Konzept vor. Es ging um die Perspektiven und Anforderungen erfolgreicher Bürgerbeteiligung und zugespitzt um die Frage: Welchen Nutzen kann Bürgerbeteiligung wirklich haben? Eine Frage, die auch aktuell nach dem Scheitern des Frankfurter Bürgerhaushalts diskutiert wird.
Die Stuttgarter Forscherin Dr. Anja Grobe, die Sprecherin des Hessischen Jugendringes Kati Mühlmann, und die Bürgerbeauftragten der Städte Darmstadt, Imke Jung-Kroh, und Gießen, Christian Otto, präsentierten ihre jeweiligen Erfahrungen aus Bürgerbeteiligung bei unterschiedlichen Projekten und zogen gemeinsam Schlüsse. Einig waren sich alle Experten darin, dass insbesondere die Verlässlichkeit und Ergebnisoffenheit des Prozesses zentrale Bedingungen für erfolgreiche Bürgerbeteiligung seien.
So stellte Dr. Anja Grobe zehn Kriterien für Erfolg versprechende Beteiligungsprojekte auf, die sämtliche Praktiker bestätigten.
Im Einzelnen:
Das bestätigte Kati Mühlmann, die für den hessischen Jugendring über Perspektiven der Jugendbeteiligung sprach. Auch für sie hängt der Erfolg der Beteiligungsprojekte im Wesentlichen von Ernsthaftigkeit und realer Gestaltungsmacht des Dialogs ab. Neben der Entwicklung bürgerschaftlicher Kompetenzen und einem Demokratiebewusstsein von Kindern und Jugendlichen durch aktive Beteiligung identifizierte Kati Mühlmann vielfachen Nutzen für die Gemeinde:
Imke Jung-Kroh ist seit einem dreiviertel Jahr Bürgerbeauftragte in der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Die Stabsstelle ist direkt beim Darmstädter Oberbürgermeister angesiedelt. Ihre zentrale Erkenntnis: Will man erfolgreich sein, muss kommunale Bürgerbeteiligung „hoch aufgehängt“ werden – gerade um bei der Implementierung neuer Mechanismen in der Verwaltung Erfolg zu haben, ist die Ansiedlung beim OB wichtig.
Ihr Fazit:
Gerade die Einbindung politikferner Interessengruppen hält Christian Otto, Bürgerbeauftragter beim Büro der Gießener Bürgermeisterin für wichtig – auch, um dem von ihm beschriebenen Beteiligungs-Paradoxon zu begegnen: Nämlich dass das Interesse der Bürger an Beteiligung in dem Maße zunimmt, wie die Möglichkeiten zur Beteiligung abnehmen. Insofern sei die Verwaltung aufgefordert, rechtzeitig proaktiv Interessengruppen zu identifizieren und einzubinden. Dessen ungeachtet sei ein Großteil der bisherigen Beteiligungsprozesse auch Konfliktmanagement gewesen und dabei sei eine externe Moderation häufig überaus hilfreich.
Christian Otto resümiert:
Die Landtagsfraktion dankt für die rege, sehr kompetente Teilnahme und hofft, mit den Downloads ihrem Informationsbedürfnis entsprechen zu können.