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04.03.2010

Sarah Sorge zum freien Eintritt für Kinder und Jugendliche in staatliche Museen und Theater

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist so, dass ich mich erschreckenderweise – zumindest für mich – Herrn Kollegen Dr. Müller näher fühle als den Ausführungen von Frau Kollegin Wissler.

(Zuruf von der CDU)

– Das ist üblicherweise nicht so. Herr Müller kann das bestätigen. Wir sind in dem einen oder anderen Ausschuss zusammen und haben ansonsten immer relativ diametrale Positionen.

Vielleicht ist es aber so, dass ich mich dem Tandem anschließen kann, und vielleicht können wir nach der Debatte irgendwie – ich weiß nicht, ob Sie das kennen: In Frankfurt fahren immer so komische Dinger herum, wo mehrere Leute treten, so für Junggesellenabschiede – kein Tandem, sondern so ein Fahrrad nehmen, wo wir alle gemeinsam draufpassen und führen die kulturpolitische Debatte fort.

(Zuruf des Abg. Hermann Schaus (DIE LINKE) – Zuruf des Abg. Jürgen Frömmrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Frau Kollegin Wissler, Ihr Antrag ist tatsächlich gut gemeint. Sie haben mich, als ich den Antrag gelesen habe, erst einmal überrascht gesehen, weil ich dachte, dass die Kulturpolitik im Hessischen Landtag bisher nichts gewesen ist, womit sich DIE LINKE besonders hervorgetan hat. Als ich dann ein bisschen recherchiert habe, habe ich festgestellt, dass Sie wahrscheinlich recherchiert haben, was DIE LINKE in anderen Ländern macht und haben den Antrag einfach abgeschrieben.

(Zuruf von der FDP)

Es ist aber leider so, dass die Intention, die Sie mit dem Antrag verfolgen, diesem Problem – allein mit freiem Eintritt in hessische Landesmuseen und hessische Staatstheater – wirklich nicht gerecht wird. Das finde ich besonders erschreckend, weil ich dachte, dass DIE LINKE genau wie wir GRÜNEN das Anliegen hat, nicht nur die Kinder von Reichen, um es einmal ganz platt zu sagen, sondern alle Kinder, und zwar insbesondere die aus den bildungsfernen Schichten, zu Kultur, in die Museen und in die Theater zu bringen. Genau das, werden Sie allein mit freiem Eintritt nicht erreichen können.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Deswegen ist es zu kurz gesprungen; allein freier Eintritt würde dazu führen, dass die Kinder aus Elternhäusern, die jetzt schon kulturnah sind und genug Geld haben, in den Genuss von Theatern und Museen kommen, was gut und richtig ist. Das kann aber nicht das Ziel der Landespolitik sein. Ich glaube, dass diese Eltern die Eintrittsgelder allein tragen können. Man muss sich stattdessen Gedanken machen und fragen: Wie kriegen wir denn die Kinder dorthin, die von ihren Elternhäusern nicht an Kultur herangeführt werden.

(Zuruf des Abg. Hermann Schaus (DIE LINKE))

– Genau, ein dickes Ja. – Dann lassen Sie uns daran doch gemeinsam arbeiten.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege Müller hat hier auch schon Einiges aufgeführt. Es gibt schon zahlreiche Ansätze, die von den Museen und Theatern, nicht nur von denen, die über den Landeshaushalt finanziert werden, angestoßen werden. Da gibt es ganz viele Ideen der kulturellen Bildung wie museumspädagogische Angebote und Nachtkinovorstellungen in Museen. Es gibt da schon alles Mögliche, und das gilt es auszuweiten.

Das gilt es auszuweiten, und es gilt natürlich mit den Schulen zusammenzuarbeiten.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, dafür bedarf es nicht plumper Schaufensteranträge, sondern dafür bedarf es politischer Konzepte. Herr Kollege Dr. Müller, ich muss sagen, da bin ich doch ein kleines bisschen entfernter von Ihnen; denn es ist nicht alles so rosig, wie Sie es hier dargestellt haben. Vielmehr kann da von Landesebene aus noch mehr passieren.

Deswegen fordere ich alle auf, die sich dazu berufen fühlen, insbesondere die Kolleginnen und Kollegen aus den Fraktionen, die Kulturpolitik machen: Lassen Sie uns gemeinsam an solchen Konzepten arbeiten. Hier gibt es Ideen noch und nöcher. Es geht darum, diese Ideen umzusetzen, beispielsweise finanzielle Anreize für alle Kultureinrichtungen dieses Landes zu schaffen, noch mehr zu tun beim Thema kulturelle Bildung, noch mehr zu tun für Kinder und Jugendliche und vor allem noch mehr zu tun, um Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Schichten an die Kultur heranzuführen.

Noch ein Letztes, Frau Kollegin Wissler. Was ich an Ihrem Antrag sozusagen unrund finde,

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

ist, dass es bei kultureller Bildung nicht nur um Theater und Museen geht, sondern es gibt noch andere Kultursparten, die gerade für Kinder und insbesondere für Jugendliche interessant sind. Ich erinnere an Musik, an Tanz, an Film. Hier bedarf es wirklich eines Gesamtkonzepts, an dem ich gerne bereit bin zu arbeiten, mit Ihnen oder von mir aus auch ohne Sie. – Vielen Dank.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Willi van Ooyen (DIE LINKE))

Vizepräsident Lothar Quanz:

Vielen Dank, Frau Kollegin Sorge.