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10.03.2016

Kai Klose: Tourismusjahr 2015 – Hessen so beliebt und attraktiv wie nie

Herr Präsident, meine Damen und Herren! In Hessen purzeln die Rekorde: Nachdem bereits 2014 ein neuer Höchststand erreicht war, wurden im vergangenen Jahr erstmals über 32 Millionen Übernachtungen gezählt. Wenn wir auf die letzten zehn Jahre schauen, dann sind die Übernachtungszahlen seit 2005 um mehr als 30 Prozent gestiegen. Das sind sehr gute Daten für das hessische Gastgewerbe. Sie belegen, dass Hessen als touristische Destination stetig attraktiver wird, und sie zeigen auch, dass Hessen ein gastfreundliches Land ist.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Die tourismuspolitischen Trends der letzten Jahre bilden sich natürlich auch bei uns in Hessen ab: Die Zahl der Kurzreisen und der Tagesbesucher steigt, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer unserer Gäste ist nämlich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte von 3,2 auf 2,2 Tage gesunken.
Natürlich ist es so, Herr Lenders, dass dieser Trend insbesondere den Städten zugutekommt. Das ist nicht nur in Hessen so, sondern im ganzen Bundesgebiet, übrigens auch in Europa insgesamt zu beobachten.
Mehr als ein Viertel aller Übernachtungen in Hessen findet in Frankfurt statt. Unsere Metropole verfügt inzwischen mit über 45.000 Betten in 265 Hotels über einen neuen Rekord. In den nächsten Jahren sollen dort nochmals 4.000 Betten hinzukommen. Es sind dabei gerade die internationalen Touristinnen und Touristen, deren Anteil besonders steigt. Frau Kollegin Wolff hat bereits auf den wachsenden Anteil der US-amerikanischen Gäste hingewiesen. Es sind aber auch aufstrebende Volkswirtschaften wie China, Indien oder die Staaten des Nahen Ostens, die wichtige Quellmärkte sind.
2013 entfielen beispielsweise 17,6 Prozent aller Übernachtungen durch chinesische Urlauber oder Geschäftsreisende in Deutschland auf Hessen. Deshalb ist es gut und richtig, dass die Landesregierung durch gezielte Informationen, beispielsweise für chinesische Reisende, einen besonderen Schwerpunkt setzt. Es war eine kluge Entscheidung, durch eine chinesisch-sprachige Webseite touristische Informationen in und über Hessen zu bündeln.
Gerade im Bereich Tourismus ist es wichtig, immer am Puls der Zeit zu bleiben; denn Hessen ist kein klassisches Tourismusland, wie es die Bundesländer an den Küsten oder in der Alpenregion sind. Es gehört dann schon zur Wahrheit, zu sagen: Nicht jede hessische Region, so schön wir sie auch finden mögen, verfügt durch besondere oder gar einzigartige Landschaftsbilder oder kulturhistorische Besonderheiten über großes touristisches Potenzial.
Dennoch ist es inzwischen gelungen, touristische Marken zu etablieren, z. B. die Grimm-Heimat in Nordhessen, die eine beispielhafte Kooperation verschiedener Landkreise, der Stadt Kassel und der Industrie- und Handelskammern ist.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)
Solche Destinationsverbünde sind gerade für die ländlichen Räume der richtige Weg. Daran müssen wir anknüpfen, auch über die Landesgrenzen hinweg.
Denn die Zuwächse konzentrieren sich tatsächlich zunehmend auf die Ballungszentren. Bei der Vorlage unseres tourismuspolitischen Konzepts im Jahr 2012 haben wir die Frage gestellt: Ist Hessen zu nah, um schön zu sein? – Ein Stück weit stellt sich diese Frage weiterhin. Denn wenn wir über Tourismus sprechen, dann ist es wichtig, uns immer vor Augen zu führen, dass die Steigerung der touristischen Attraktivität einer Region immer auch eine Steigerung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner mit sich bringt.
Da besteht weiteres Potenzial, beispielsweise im Bereich Wellness- und Medizintourismus – Stichwort: ehemalige Kurorte –, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Mit der Möglichkeit, eine Tourismusabgabe zu erheben, haben wir den Kommunen neue Möglichkeiten der Finanzierung eingeräumt.
Frau Schott, an der Stelle will ich auf einen Aspekt eingehen, den Sie genannt haben. Sie haben über die Kanu-Anlegestellen gesprochen. Wahrscheinlich gibt es niemanden hier im Raum, der größeres Interesse an guten Kanu-Anlegestellen hat, als Staatsminister Al-Wazir. Der ist nämlich beim Einstieg an einer solchen schon einmal gekentert und in der Werra gelandet. Von daher wird er darauf bestimmt ein besonderes Augenmerk legen.
(Allgemeine Heiterkeit – Minister Tarek Al-Wazir: Das war aber in Thüringen zwischen Wasungen und Schwallungen!)
Gleichzeitig stehen in vielen Restaurants und Beherbergungsbetrieben Unternehmensnachfolgen an. Die DEHOGA ist da mit einer beispielhaften Initiative unterwegs. Wir sollten darüber sprechen, dass es auch darauf ankommt, das Arbeiten im Tourismus attraktiver zu machen.
(Unruhe – Glockenzeichen des Präsidenten)
Wir haben gehört, über 200.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Das ist ein wichtiger Faktor, und zwar gerade auch, weil die Ausbildungsqualität von heute die Servicequalität von morgen ist.
Meine Damen und Herren, am Freitag setzt die Internationale Tourismusbörse mit dem Tag des barrierefreien Tourismus einen wichtigen Schwerpunkt. Für etwa 10 Prozent der Bevölkerung ist eine barrierefrei zugängliche Umwelt zwingend erforderlich, für rund 35 Prozent notwendig und für uns alle in jedem Fall komfortabel. Deshalb ist der Schwerpunkt, den auch die Landesregierung beim Thema Barrierefreiheit setzt, genau der richtige.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Uns ist außerdem wichtig, den sanften, naturnahen Tourismus zu fördern. Gerade darin liegen große Chancen für unsere ländlichen Räume. Schöne Landschaften und unberührte Natur zu erleben, das ist nach wie vor eines der wichtigsten Motive bei der Auswahl des Urlaubsortes. Das weist der ADAC-Reisemonitor Jahr für Jahr aufs Neue aus.
Vizepräsident Frank Lortz:
Herr Kollege Klose, Sie müssen trotz ADAC zum Schluss kommen.
Kai Klose:
Ich bin gleich am Ende, Herr Präsident. – Gerade bei diesen Dingen leisten grün inspirierte Maßnahmen wie die FSC-Zertifizierung des Staatswalds, die Initiativen zum Erhalt der biologischen Vielfalt wichtige Beiträge, um Hessen als touristisches Ziel noch attraktiver zu machen. Wir sind auf dem richtigen Weg, meine Damen und Herren. – Vielen Dank.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU – Zuruf des Abg. Jürgen Lenders (FDP))
Vizepräsident Frank Lortz:
Vielen Dank, Kollege Klose.

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