Verehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Am vergangenen Samstag, dem 17. Mai, haben Menschen in aller Welt den Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie begangen. Der Tag erinnert an den 17. Mai 1990, an dem die Weltgesundheitsorganisation beschlossen hat, Homosexualität aus ihrem Katalog der Erkrankungen zu streichen. Für uns GRÜNE ist dieser Tag Anlass für diese Aktuelle Stunde, denn Feindlichkeit und Stigmatisierung gegenüber Menschen mit anderen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten sind leider nach wie vor Alltag.
(Allgemeiner Beifall)
Dieser Tag macht auf all jene aufmerksam, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung anderswo schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Ihnen gebührt unsere Solidarität und Unterstützung – sei es in Uganda, Marokko oder in Putins Russland.
Dieser Tag ist aber auch ein Tag des Gedenkens an diejenigen, die in unserem eigenen Land insbesondere zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihrer sexuellen Identität verfolgt und ermordet wurden.
Es ist ein Tag des Gedenkens an die, die durch den Fortbestand des Naziparagrafen 175 bis 1969 ihrer bürgerlichen Existenz beraubt und fortwährend drangsaliert wurden. Wir haben uns als Hessischer Landtag bei ihnen entschuldigt und beschlossen, ihre Geschichte aufzuarbeiten. Ihre Rehabilitierung durch den Bund steht aber leider noch aus.
(Allgemeiner Beifall)
Jenseits der Vergangenheit mahnt dieser Tag, auch wachsam zu sein. Die Ressentiments und dumpfen Vorurteile gegenüber Homosexuellen werden weiter bedient. Die völlig unwissenschaftliche Pathologisierung von Homosexualität, die Ausgrenzung von Menschen, die irgendwie anders sind, bis hin zur Gleichsetzung von Homosexualität mit Pädophilie sind leider auch heute noch zu finden.
Schauen Sie sich einfach einmal die Kommentare an, die Sie unter den Artikeln über das Comingout beispielsweise von Thomas Hitzlsperger oder über die Auftritte von Conchita Wurst finden, und Sie werden sofort verstehen, wie weit diese Feindseligkeit in die Gegenwart hineinragt.
Leider ist es auch bei uns hier in Hessen der Fall. Am kommenden Samstag werden Frau Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugendliche und Gesellschaft in Reichelsheim und Herr Hoffmann vom Verein Wüstenstrom in Kassel zwei Seminare anbieten, in denen sie sich mit sexuellen Identitätsstörungen beschäftigen.
(Zuruf des Abg. Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD))
Was Frau Vonholdt darunter versteht, das muss ich Ihnen heute leider zumuten, weil ich glaube, es ist wichtig, um zu verstehen, wie weit das in die Gegenwart hineinragt. Ich zitiere:
Eine homosexuelle Identität ist keine natürliche oder gegebene Identität. Sie widerspricht dem Leib des Menschen. …
Jungen Menschen, die uns um Rat bitten, sollten wir deshalb sagen: Du bist kein „Homosexueller“. Das ist eine Ideologie.
Vielleicht haben Sie eine Vorstellung davon, was eine solche Herangehensweise in einem Jugendlichen auslösen kann, der sich in einer Phase der Orientierung und Unsicherheit befindet. Alle anerkannten wissenschaftlichen Fachverbände bis hin zur Bundesärztekammer und zum Weltärztebund haben diese Art von Therapien als gesundheitsgefährdend gebrandmarkt und jegliche Stigmatisierung, Pathologisierung oder Benachteiligung von Menschen solch anderer sexuellen Orientierung verurteilt. Das darf auch in Hessen keinen Platz haben.
(Allgemeiner Beifall)
Ich freue mich deshalb ausdrücklich, dass die hessische Diakonie in der vergangenen Woche ebenfalls zum Ausdruck gebracht hat, dass die Positionen der genannten Referenten mit ihrer eigenen Haltung nicht in Einklang zu bringen sind.
Denn eingeladen wurden diese beiden Referenten von einem Verein, der sich mit dem Titel „Fachverband der Diakonie“ schmückt.
Für uns ist und bleibt Vielfalt Chance und Bereicherung, keine Bedrohung.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Manfred Pentz (CDU))
Auch die neue Koalition bekennt sich zu Akzeptanz und Vielfalt und ergreift dafür konkrete Maßnahmen wie die Erarbeitung eines Aktionsplans für Akzeptanz und Vielfalt und die Unterstützung der SchLAu-Projekte an den Schulen.
Ich kann heute nicht zu diesem Thema sprechen, ohne zu sagen, dass es an diesem Tag eine besondere Ehre ist. Denn heute, am 22. Mai 2014, wäre Harvey Milk 84 Jahre alt geworden. Harvey war der erste offene schwule Politiker der USA.
Vizepräsidentin Heike Habermann:
Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss Ihrer Rede kommen.
Kai Klose:
Frau Präsidentin, vielen Dank. – Er war einer der Vorkämpfer für die Rechte der Lesben und Schwulen. Er wurde 1978 im Rathaus von San Francisco erschossen. Sein Vermächtnis ist, der Abwertung, Diskriminierung und Feindseligkeit gegenüber Homosexuellen entschieden entgegenzutreten und Gesicht zu zeigen. Ich würde mich freuen, wenn wir das heute hier gemeinsam tun würden und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. – Vielen Dank.
(Allgemeiner Beifall)
Vizepräsidentin Heike Habermann:
Vielen Dank.