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16.06.2011

Fast die Hälfte der kooperativen Gesamtschulen zu G9 zurückgekehrt - Auf dem Weg zur Wahlfreiheit zwischen G8 und G9

Der Hessische Landtag hat im Juni 2008 auf Grundlage eines Gesetzentwurfes der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beschlossen, dass kooperative Gesamtschulen ihren Gymnasialzweig auch wieder als G9 anbieten können. „Bisher haben sich 53 der 116 kooperativen Gesamtschulen dazu entschieden, von der verkürzten Gymnasialzeit G8 zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) zurückzukehren. Drei Jahre nach dem Beschluss des Landtags sind wir somit unserem Ziel einer echten Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 ein gutes Stück näher gekommen“, so der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Mathias Wagner.

Während kooperative Gesamtschulen (KGS) durch die GRÜNE Gesetzesinitiative seit dem Schuljahr 2008/2009 die Möglichkeit haben zwischen G8 und G9 zu wählen, bieten nach dem Schulgesetz integrierte Gesamtschulen (IGS) generell eine sechsjährige Mittelstufe und somit auch G9 an. In Hessen gibt es nach Zahlen des Kultusministeriums (Landtagsdrucksache 18/2623) aus dem Jahr 2010 149 Gymnasien, 116 Kooperative Gesamtschulen sowie 87 Integrierte Gesamtschulen mit gymnasialer Mittelstufe. Somit ergeben sich 140 G9-Angebote (53 KGS und 87 IGS) und 212 G8-Angebote (63 KGS und 149 Gymnasien). „Bis zu einer vollständigen Wahlfreiheit ist es zwar noch ein gutes Stück des Weges, aber in einigen Schulträgerbezirken ist es schon weitgehend problemlos möglich, sich entweder für G8 am Gymnasium oder G9 an einer KGS oder IGS zu entscheiden.“

DIE GRÜNEN sehen sich durch diese Entwicklung in ihrer Auffassung bestätigt, dass die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 und nicht eine generelle Rückkehr zu G9 bildungspolitisch der richtige Weg ist. „Wie in so vielen bildungspolitischen Fragen ist auch in der Frage der verkürzten gymnasialen Schulzeit die Gesellschaft gespalten. Es macht keinen Sinn, alle paar Jahre den Kurs um 180 Grad zu ändern und wieder generell zu G9 zurückkehren zu wollen. Entscheidend ist für uns die Frage, ob es für die Eltern und Schülerinnen und Schüler eine echte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 gibt. So wird nicht vom Kultusministerium vorgegeben, was in dieser Frage richtig ist, sondern Eltern können entscheiden.“

Beitrag zu einem Zwei-Säulen-Schulmodell

„Wir haben unsere Gesetzesinitiative schon vor drei Jahren auch als Schritt hin zu einem Zwei-Säulen-Schulmodell verstanden, wie es viele Bundesländer auf dem Weg bringen. In einem solchen Modell gibt es neben dem Gymnasium mit G8 eine weitere leistungsfähige Schulform mit längerem gemeinsamem Lernen, an der alle Bildungsabschlüsse inklusive dem Abitur als G9 möglich sind. So erhalten Eltern nicht nur in der Frage G8 oder G9, sondern auch umfassend die Wahl, welches pädagogische Konzept sie für ihre Kinder wollen. Selbstverständlich muss eine solche Struktur von unten wachsen und darf nicht von oben verordnet werden.“

Leider versuche die Landesregierung diese sinnvolle Entwicklung zu einem Zwei-Säulen-Schulmodell durch die neu ins Schulgesetz aufgenommene Mittelstufenschule zu stoppen. „In der Mittelstufenschule wird das pädagogische Angebot künstlich und aus rein ideologischen Gründen auf die Haupt- und Realsschulabschluss verengt. Würde die Landesregierung die Schulen und Schulträger stattdessen ermutigen, echtes gemeinsames Lernen inklusive Lehrangeboten auf Gymnasialniveau auf den Weg zu bringen, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb kürzester Zeit eine vollständige Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 erreicht.“

Auch Veränderungen am G8 notwendig

DIE GRÜNEN betonen, dass sie trotz ihrer Forderung nach Wahlfreiheit nicht die Augen vor den weiterhin vorhandenen Problemen beim G8 an den Gymnasien verschließen. „G8 wurde in Hessen grottenschlecht eingeführt. Darunter leiden die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, aber auch das Engagement jenseits der Schule beispielsweise in Vereinen bis heute.“ Während in den neuen Bundesländern G8 seit Jahren weitgehend problemlos funktioniert, gebe es in Hessen weiterhin erheblichen Unmut. „Hier wäre es gut, von den neuen Bundesländern zu lernen, sich deren Erfahrungen anzuschauen und dann erneut an eine Überarbeitung der Rahmenbedingungen und der Lehrpläne von G8 zu gehen.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecherin: Elke Cezanne

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