Hochschulen: Öffnung des Studiums für beruflich Qualifizierte ist ein voller Erfolg
Aus Sicht der GRÜNEN im Landtag ist der hessische Modellversuch zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte ein voller Erfolg. „Bereits 235 Menschen haben die Möglichkeit genutzt, auf Basis einer beruflichen Ausbildung ein Studium aufzunehmen. Das zeigt ganz deutlich: Wir haben kein theoretisches Konstrukt vereinbart, sondern gelebte Realität“, erklärt Daniel May, hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. „Die Studierenden zeigen deutlich, dass eine berufliche Ausbildung nicht den späteren Übergang an die Hochschule verhindert, sondern ihn ermöglicht.“
„Wir haben uns für den Modellversuch entschieden, weil wir Hürden aus dem Weg räumen wollen“, erläutert May. „Es gibt einen Trend gegen die Duale Ausbildung und für gymnasiale Oberstufe, berufliches Gymnasium oder Fachoberschule, weil sich junge Leute den Weg an die Hochschule vorsorglich offen halten möchten. Mit dem Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte sagen wir ihnen: Auch wenn du eine Berufsausbildung wählst, kannst du immer noch studieren, und zwar ohne Zeitverlust. Wir haben damit die größte Öffnung der Hochschulen seit der Bildungsexpansion der 70er Jahre eingeleitet. Zugleich wird die Berufsausbildung dadurch attraktiver, dass sie auch den Zugang zur Hochschule ermöglicht. Der Modellversuch bringt deutlich zum Ausdruck: Berufliche und akademische Bildung sind gleichwertig. Denn der Wunsch junger Menschen nach einer qualifizierten Ausbildung ist kein Grund zur Klage, sondern eine wichtige Ressource. Wir brauchen auf dem Arbeitsmarkt dringend sowohl gut ausgebildete beruflich Qualifizierte als auch Akademiker.“
„Wir sind überzeugt, dass die Hochschulen von der Sicht beruflich qualifizierter Studierender ebenso profitieren wie die Betriebe davon, dass die Berufsausbildung aufgewertet wird und sich neue Möglichkeiten der Personalentwicklung bieten. Wir müssen aber nicht nur die formalen Stopp-Schilder auf dem Weg zwischen beruflicher und akademischer Bildung beseitigen, sondern auch das Entweder-Oder in unserem Denken einreißen. Weil Abiturienten andere Voraussetzungen mitbringen als beruflich Qualifizierte, müssen wir genau hinsehen, welche weiteren Angebote über die formale Öffnung hinaus nötig sind. Das können Brückenkurse sein, beispielsweise in Mathematik, Mentoringprogramme und ähnliche Formen der Begleitung. Und auch junge Menschen, die an der Hochschule feststellen, dass ein Studium nicht das richtige für sie ist, brauchen Unterstützung beim Übergang in berufliche Bildungsangebote.“