Laut der aktuellen ‚International Computer and Information Literacy Study‘ haben ca. 40 Prozent der Achtklässler*innen in Deutschland keinen kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Endgeräten, Informationen und Medien. Expert*innen zufolge spielen die sozialen Medien, allen voran TikTok, bei der Radikalisierung junger Menschen eine große Rolle, weil sie seriöse nicht von unseriösen Quellen unterscheiden können und Propaganda und Fake-News nicht als solche erkennen. Doch die einzige Reaktion von Kultusminister Schwarz und der schwarz-roten Landesregierung auf diese unbestreitbaren Probleme ist ein pauschales Verbot von digitalen Endgeräten an Hessens Schulen.
Auch wir GRÜNEN sind dafür, die private Nutzung von Handys an Schulen einzuschränken. Ein Handyverbot allein ist aber keine Medienbildung, sondern verschiebt die Probleme eines unreflektierten Medienkonsums einfach in das Privatleben der Familien und lässt auch Lehrkräfte und Schüler*innen im Schulalltag damit allein. Anstatt einer Politik der einseitigen Verbote ohne Plan und Konzept wollen wir GRÜNEN die digitale Bildung an Hessens Schulen im Sinne unserer Schüler*innen und Lehrkräfte proaktiv gestalten – mit Medienbildung, die Gefahren ernst nimmt, und einer standardisierten Ausstattung, die den Schulalltag einfacher macht und pädagogische Chancen nutzt.
Deswegen haben wir einen 3-Punkte-Plan für eine digitale Offensive an Hessens Schulen vorgelegt: mit flächendeckendem Medienbildungsunterricht, einer 1:1-Ausstattung aller Schüler*innen ab der 7. Klasse mit einem standardisierten digitalen Arbeitsgerät und mit flankierenden pädagogischen Konzepten:
Im Bereich der Medienbildung haben wir in der letzten Legislaturperiode mit dem Pilotversuch zum Schulfach ‚Digitale Welt‘ einen wichtigen Grundstein gelegt. Bisher gibt es das Schulfach aber nur an 80 Schulen in Hessen. Dieser Schulversuch muss jetzt schnellstmöglich in den Regelbetrieb gehen und in der Stundentafel der 5. und 6. Klassen für alle weiterführenden Schulen in Hessen verankert werden.
Wir fordern eine flächendeckende Ausstattung aller Schüler*innen ab Klasse 7 mit einem standardisierten digitalen Arbeitsgerät durch das Land. Mit einem bezuschussten Miet-Kauf-Modell sollen die Anschaffungskosten zwischen Land und Eltern aufgeteilt werden. Für circa 20 Prozent der Schüler*innen, die keinen finanziellen Eigenanteil leisten können, sollen kostenlose Leihgeräte zur Verfügung gestellt werden. Die Endgeräte sollen über eine zentrale Geräteverwaltung bei den Schulträgern konfiguriert, mit gewissen Schutzmechanismen versehen und mit der nötigen Lernsoftware bespielt werden.
Die technische Ausstattung der Schüler*innen ist für uns kein Selbstzweck. Sie soll helfen, Schüler*innen besser zu fördern, und unsere Lehrkräfte entlasten – beispielsweise bei der Ermittlung von Lernständen oder bei der Wiederholung von Inhalten. Deswegen sollen an allen Schulen mit Unterstützung des Kultusministeriums Medieneinsatzkonzepte entwickelt bzw. weiterentwickelt werden, um den Einsatz der Geräte im Unterricht pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Das Kultusministerium muss darüber hinaus einen Katalog mit fachlich geprüften digitalen Lernmitteln für alle Inhalte der Kerncurricula ab Klasse 7 aufbauen und die Lehrkräftefortbildung hierauf abstimmen und ausbauen.
Mit einem Antrag haben wir die Landesregierung im letzten Plenum aufgefordert, sich nicht länger vor den Herausforderungen wegzuducken, sondern endlich einen Plan für eine bessere digitale Bildung an Hessens Schulen vorzulegen.