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14.02.2010

Die Neue Schule

Das GRÜNE Konzept für eine Neue Schule liegt vor. Wir sind gesprächsbereit und freuen uns auf einen Wettbewerb der Ideen im Interesse der Schülerinnen und Schüler”, erläutert der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Mathias Wagner. DIE GRÜNEN reagieren damit auf die Ankündigung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn in der HR-Fernsehsendung “Stadtgespräch”, in dem er das Regierungskonzept für “die nächsten Tage oder Wochen” in Aussicht gestellt hat.

Anforderungen an eine Reform der Sekundarstufe 1

Aus Sicht der GRÜNEN muss ein zukunftsweisendes Konzept für die Sekundarstufe 1 von unten wachsen und darf keine Zwangsbeglückung sein. “Zwangsbeglückungen aus Wiesbaden hatten wir die letzten Jahre genug. Eine Schulreform, die gelingen soll, muss von den Beteiligten an den Schulen vor Ort ausgehen und getragen werden.” Das Konzept muss u.a. folgende Anforderungen erfüllen:

  • Die Neue Schule muss das Akzeptanzproblem der Hauptschule lösen
    Die letzten Jahre hätten gezeigt, dass die Hauptschule von den Eltern nicht mehr akzeptiert werde. Seit Jahren sind die Anmeldezahlen rückläufig, im laufenden Schuljahr haben sich gerade noch vier Prozent nach der Grundschule an einer Hauptschule angemeldet. “Die Politik kann noch lange über das Für und Wider der Hauptschule debattieren. Besser wäre es jedoch zur Kenntnis zu nehmen, dass die Eltern längst mit den Füßen abgestimmt haben. Alle bisherigen Versuche zur Stärkung der Hauptschule konnten daran nichts ändern.”
  • Die Neue Schule muss alle Bildungsabschlüsse möglichst lange offen halten
    Viele Eltern wünschten sich für ihre Kinder eine Schule, bei der nicht bereits im Alter von zehn Jahren über den weiteren Bildungsweg entschieden werde. Eine bloße Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen reiche nicht aus. “Das wäre lediglich ein neues Türschild bei weitgehend unverändertem Inhalt. Schon heute sind Haupt- und Realschulen oft an einem Standort. Das wäre also nichts Neues. Wir brauchen aber ein neues pädagogisches Konzept mit längerem gemeinsamem Lernen und dem möglichst langen Offenhalten aller Bildungsabschlüsse incl. des Abiturs. Nur so können wir Eltern das Vertrauen zurückgeben, dass ihre Kinder an der Neuen Schule wirklich optimal gefördert werden.”
  • Die Neue Schule muss das G9 als Alternative zum G8 an Gymnasien anbieten
    Durch das Offenhalten aller Bildungsabschlüsse könne auch dem Wunsch vieler Eltern nach einer Schulzeit von 13 Jahren bis zum Abitur entsprochen werden. “In den Neuen Schulen sollte die Sekundarstufe 1 daher generell sechsjährig und nicht wie beim G8 auf fünf Jahre verkürzt sein. So schaffen wir auch in dieser Frage für Eltern echte Wahlfreiheit: G9 an den Neuen Schulen, G8 an den Gymnasien.”
  • Die Neue Schule muss die notwendige Ausstattung für mehr individuelle Förderung haben
    Aus Sicht der GRÜNEN kann die neue Schule nur gelingen, wenn für das anspruchsvolle pädagogische Konzept auch die notwendige Ausstattung zur Verfügung gestellt wird. “Wer eine bessere individuelle Förderung will, muss dafür auch die Voraussetzungen durch kleinere Klassen, Schulsozialarbeit und mehr Ganztagsangebote schaffen. Alles andere wäre mal wieder eine halbherzige Reform.”

Das GRÜNE Konzept für eine Neue Schule

DIE GRÜNEN verweisen darauf, dass sie bereits Anfang 2007 ein detailliert ausgearbeitetes Konzept für eine solche Neue Schule vorgelegt haben. Kernpunkte dabei seien: alle Bildungsabschlüsse an einer Schule, längeres gemeinsames Lernen, keine Klassen mit mehr als 25 Schülerinnen und Schülern, bedarfsgerechtes Ganztagsangebot, individuelle Förderung statt Querversetzung und Sitzen bleiben, Vernetzung von Schule und Jugend- und Sozialarbeit. “Bis heute gibt es außer dem Festhalten an dem Bestehenden kein entsprechendes

Konzept der Landesregierung. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich dies wie vom stellvertretenden Ministerpräsidenten angekündigt endlich ändern würde. Dann könnte endlich

über das Wie einer Reform und nicht mehr über das Ob geredet werden.”

Gute Beispiele in anderen Bundesländern

Mit einer solchen Debatte fände Hessen auch endlich Anschluss an andere Bundesländer. In Hamburg sei bereits unter der CDU-Alleinregierung die Stadtteilschule auf den Weg gebracht  worden. In Schleswig-Holstein habe sich unter dem CDU-Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen die Gemeinschaftsschule zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Und im Saarland hätten sich CDU, FDP und GRÜNE auf ein ähnliches Modell verständigt. “Eine reformierte Sekundarstufe 1 hat in den verschiedenen Bundesländern zwar unterschiedliche Namen, aber inhaltlich immer den gleichen Kern. Wir hoffen sehr und werden unseren Beitrag leisten, dass auch Hessen endlich Anschluss an diese Entwicklung findet.”