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21.02.2020
Parteirat

Chancengleichheit durch Bildung – GRÜNE Bildungspolitik in Hessen

Der Parteirat möge beschließen:

Schulen die Möglichkeit geben, ihr Profil weiterzuentwickeln, Lehrerinnen und Lehrer unterstützen, Inklusion ermöglichen und verbessern, Ganztagsangebote ausbauen und diejenigen Schulen, die besonders herausgefordert sind, zu entlasten, sind die Ziele von uns GRÜNEN in Hessen. Nicht jedem Kind sind gute Bildungschancen in die Wiege gelegt. Noch immer ist der schulische Erfolg eines Kindes in erster Linie abhängig vom sozialen, kulturellen und materiellen Hintergrund der Eltern. Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen ihre Talente bestmöglich entfalten können – unabhängig vom Geldbeutel, dem Bildungsstand oder der Herkunft ihrer Eltern.

 

Frühkindliche Bildung als Grundlage für schulischen Erfolg

Der schulische Erfolg von Kindern hängt maßgeblich von der Qualität der vorschulischen Einrichtungen ab. Deshalb setzen wir weiterhin auf den hessischen Dreiklang:

  1. Ausbau der Plätze für Kita-Kinder

Noch immer finden Eltern nicht immer den Kindergartenplatz, der ihren Bedarfen entspricht. Deshalb unterstützen wir die Kommunen, weitere Plätze zu schaffen oder sich in Wohnortnähe befindet. Mit einem neuen Investitionsprogramm von 92 Millionen € kann der Ausbau in Hessen weiter vorangetrieben werden.

  1. Qualitätsoffensive

Mit einer großen Fachkräfteoffensive werden wir mehr Menschen für den Beruf der Erzieher*innen begeistern. Die dualisierten, praxisintegrierten und vergüteten Ausbildungsplätze wollen wir verdoppeln. Damit steht der Beruf viel mehr Menschen offen, da sie kein Geld mehr mitbringen müssen, um die Ausbildung zu absolvieren. Zudem werden wir den Fachkraft-Kind-Schlüssel anheben. Mehr Personal bedeutet mehr Zeit für das Kind und somit mehr Zeit für individuelle Betreuung und Förderung. Künftig werden 20% der Leitungsfreistellung aus Landesmitteln finanziert, damit Kitaleitungen Zeit für Qualitätsentwicklung, Elternberatung und Stadtteilarbeit haben.

Sprache ist der Schlüssel für den Bildungserfolg in Schulen und garantiert Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Um die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund zu verbessern, führen wir bereits im letzten Kindergartenjahr verpflichtende Vorlaufkurse ein, in denen die Kinder spielerisch die deutsche Sprache erlernen.

  1. Finanzielle Entlastung von Eltern und Kommunen

In der letzten Legislatur haben wir 6 Stunden für Kindergartenkinder freigestellt. Dies entlastet Eltern finanziell erheblich. Im weiteren Schritt sorgen für wir eine bessere Finanzausstattung  der Kommunen. Die Grundpauschale für alle Betreuungsplätze wird um 40% erhöht. Die Pauschalen für Kitas mit Sozialindex, für die Betreuung von behinderten und nicht-behinderten Kindern und die Pauschalen für Schwerpunktkitas erhöhen sich um 20%.

 

Ganztag ausbauen

Immer noch haben Eltern Probleme, die Betreuung ihres schulpflichtigen Kindes zu organisieren. Zwar haben wir mit dem Programm ‚Pakt für den Nachmittag‘ bereits in der letzten Wahlperiode die Möglichkeiten zur Ganztagsbetreuung an unseren Schulen massiv ausgebaut, gleichwohl wissen wir, dass es weiterhin Bedarfe gibt, die nicht ausreichend abgedeckt werden können. Deswegen ist es uns ein Anliegen, dieses Programm wie auch den Ganztag an den weiterführenden Schulen weiter auszubauen und den Pakt für den Nachmittag zu einem ‚Pakt für den Ganztag‘ weiterzuentwickeln.

Neben der Aufgabe eine zuverlässige Betreuung zu gewährleisten, ist uns wichtig, dass auch das schulische Angebot am Nachmittag einen klaren Bildungsauftrag hat. Dazu gehört auch, dass in nicht gebundenen Ganztagsschulen in dieser Zeit eine kostenlose Hausaufgabenbetreuung für die Schüler*innen perspektivisch angeboten wird. Darüber hinaus sollen Ganztagsschulen den Fokus auf die Entwicklung von persönlichen Stärken legen.

Für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen gezielte Förderangebote an allen Schulformen geschaffen werden. Auch Kindern mit Beeinträchtigung muss der Besuch von Regelschulen ermöglicht werden. Für Kinder mit Sprachbarrieren müssen gezielte Förderangebote an allen Schulformen geschaffen werden. Zur Realisierung dessen braucht es mehr Schulsozialarbeiter*innen, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Gleichzeitig bringen wir den Ausbau von gebundenen Ganztagsschulen voran: Wir ermöglichen bis zu 50 Schulen pro Jahr, sich in eine gebundene Ganztagsschule umwandeln zu lassen. Die Ressourcen stehen zur Verfügung. Grundlage ist aber auch hier: Freiwilligkeit – wir wollen ermöglichen statt verordnen.

 

Pädagogische Freiheit gewähren

Mit dem Programm der „pädagogisch selbständigen Schulen“ schaffen wir Entwicklungsfreiräume für unsere Schulen. Sie sind ein neues Angebot, für das sich Schulen freiwillig entscheiden können. Die Pädagogisch Selbständigen Schulen können neue Wege gehen, zum Beispiel:

  • Sie können die Trennung nach Fächern im Unterricht überwinden.
  • Sie können die Trennung nach Jahrgangsstufen im Unterricht überwinden.
  • Sie können auf Ziffernnoten zu Gunsten einer wörtlichen Leistungsbewertung verzichten.
  • Sie können neue Möglichkeiten der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern eröffnen.

Dies sind vier exemplarische Bereiche, in denen die Schulen von der sonst üblichen Unterrichtsstruktur abweichen können. Aber wir haben im Erlass über die pädagogisch selbständigen Schulen auch gesagt: Dies ist keine abschließende Regelung – auch weitere Abweichungen von der üblichen Schulorganisation sind möglich und erwünscht.

 

Die besten Schulen an den Orten mit den größten Herausforderungen

Unsere Schulen stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Wir wollen mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit verwirklichen, damit der Bildungserfolg der Kinder vom sozialen Hintergrund der Eltern entkoppelt wird. Statt Schulen, die sich sehr großen Herausforderungen gegenübersehen, als defizitär zu betrachten, wollen wir, dass gerade diese Schulen als die besten unseres Bundeslandes wahrgenommen werden. Gerade sie wollen wir befähigen, diese Herausforderungen anzunehmen.

Für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen gezielte Förderangebote an allen Schulformen geschaffen werden. Auch Kindern mit Beeinträchtigung muss der Besuch von Regelschulen ermöglicht werden. Für Kinder mit Sprachbarrieren müssen gezielte Förderangebote an allen Schulformen geschaffen werden. Zur Realisierung dessen braucht es mehr Schulsozialarbeiter*innen, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

 

Gesundheitsförderung an die Schulen

Wir wollen uns vermehrt für gesundes Lernen einsetzen. Eine Möglichkeit, welche alle Schulen selbstständig entscheiden können, kann ein späterer Schulbeginn sein. Aber auch die rhythmisierende Ganztagsschule kann dienlich sein, dass Leistungs- und Erholungsphasen stärker dem Biorhythmus der Schüler*innen entsprechen. Die Frage der zeitlichen Gestaltung des Unterrichts muss die Gesundheit der Schüler*innen immer mitdenken und die gesamte Schulgemeinschaft vor Ort darin bestärkt werden Diskussionen und Entscheidungen dazu zu treffen.

Des Weiteren wollen wir mehr Bewegung im Unterricht fördern und so zur körperlichen Gesundheit der Schüler*innen beitragen. Neben der physischen Gesundheit setzen wir uns auch für die psychische Gesundheit von Schüler*innen ein. Wir wollen weg vom druckbehafteten Lernen hin zu mehr fähigkeitsbezogener Förderung. Hierdurch wirkt man psychischen Krankheiten entgegen und schafft ein inklusives und offenes Schulklima.

Um frühzeitig psychische Krankheiten erkennen zu können, braucht es entsprechende Aus- und Fortbildungsangebote für Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen. Zusätzlich dazu soll der Modellversuch zum Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften sukzessive ausgebaut werden. Wir  wollen aus Schulen Orte machen, an denen gesundes Leben vermittelt und gelebt wird.

 

Lehrkräftebildung praxisnah

Weil wir wissen, dass die Qualität von Schule essentiell an den Lehrkräften hängt, ist uns klar: Wir brauchen eine zukunftsfähige Lehrkräftebildung. Prioritäres Gesetzesvorhaben im Schulbereich ist folglich die Modernisierung des Lehrerbildungsgesetzes. Dabei wollen wir die Bereiche Ganztag, Digitalisierung, Integration, Medienbildung, Inklusion und Multiprofessionalität in allen Phasen der Lehrkräftebildung verankern. Die Zusammenarbeit von Studienseminaren mit Universitäten und anderen Orten der Lehrkräftebildung werden wir stärken. Zudem wollen wir auch die Praxisorientierung im Studium weiter verbessern. Dazu beabsichtigen wir eine frühe Praxisphase zu Beginn, wobei erste Unterrichtsversuche der Studierenden erfolgen, eine längere Praxisphase im späteren Verlauf verankern und damit auf Grundlage der Ergebnisse der Evaluation das Praxissemester in den Regelbetrieb überführen.

Eine Herausforderung, der sich bundesweit Schulen gegenübersehen, ist die angespannte Situation auf dem Lehrer*innenarbeitsmarkt. Wir wissen um die herausfordernde Situation an den Schulen. Dazu wollen wir mit Weiterbildungen Lehrkräfte ohne Stelle für Mangelbereiche gewinnen, zudem wollen wir mit der Qualifizierung von Seiteneinsteiger*innen dieser Situation entgegenwirken. Neben diesen schnell wirkenden Maßnahmen ist uns GRÜNEN klar, wir brauchen mehr grundständige Ausbildung: ein Mehr an Studienplätzen und ein Mehr an Referendar*innenplätzen.

 

Digitale Schule Hessen

Wir haben in der Landesregierung dafür gesorgt, dass den Hessischen Schulen so viel Geld aus dem Bundesprogramm zum Digitalpakt zur Verfügung steht, wie in sonst keinem anderen Bundesland, da wir nicht nur 10% kofinanzieren, sondern zusammen mit den Schulträgern auf 25% übererfüllen. Wir wissen aber, Investitionen in Infrastruktur machen ohne pädagogisches Konzept keinen Sinn. Daher war es uns wichtig, dass das Land neben diesem herausragenden Mitteleinsatz im Bereich der Infrastruktur erhebliche Ressourcen in die Inhalte investiert. Das heißt, wir benötigen Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern, wir benötigen fachlichen Austausch der Schulen, durch einen Landesfachtag oder einen Praxisbeirat sowie technische Unterstützungen, beispielsweise im Bereich des Schulportals.

 

Berufliche Schulen: flächendeckend auch im ländlichen Raum

Für uns GRÜNE ist klar, dass wir ein flächendeckendes Angebot an beruflichen Schulen erhalten wollen. Dabei wollen wir durch die gemeinsame Unterrichtung verwandter Berufe – zumindest im ersten Ausbildungsjahr – dafür sorgen, dass möglichst viele Ausbildungsberufe auch in Berufsschulen im ländlichen Raum angeboten werden können. Für diejenigen Berufe, die aufgrund ihrer geringen Anzahl an Auszubildenden in Bezirksfachklassen bzw. Landesfachklassen unterrichtet werden müssen, streben wir an, dass auch Schulen im ländlichen Raum im gleichen Maße Standort dieser Klassen werden. Für den Blockunterricht in Landesfachklassen streben wir Hilfen zur Unterbringung und eine Betreuung der teilweise minderjährigen Schülerinnen und Schüler an.