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09.07.2020

Sommertour Gesundes Hessen - Auskömmliche Finanzierung für Krankenhäuser in bevölkerungsarmen Gebieten

Auf seiner Sommertour „Gesundes Hessen“ hat der gesundheitspolitische Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion, Marcus Bocklet, drei prekäre Krankenhäuser in Bad Hersfeld, Groß-Gerau und Erbach besucht. Den ersten beiden Häusern ist gemein, dass sie mit je rund 10 Millionen Euro jährlich defizitäre Bilanzen aufweisen, bei Erbach beträgt das Defizit eine Million. „Einige Krankenhäuser schreiben schwarze Zahlen, während andere vor der Pleite stehen. Ziel meiner Tour war herauszufinden, wo Unterschiede, Probleme und Lösungsansätze liegen. Deutlich geworden ist, dass die drei Krankenhäuser große Probleme mit der Finanzierung der Betriebskosten haben. Durch eine Steigerung der Fallzahlen, dem Ausschöpfen von Effizienzpotentialen und der Schließung besonders defizitärer Abteilungen könnten Verluste verringert werden.“

Allerdings scheinen diese Instrumente weitgehend ausgeschöpft. Die Frage ist, ob diese Standorte mit ihrem derzeitigen Angebot unverzichtbar sind. Ein klarer Fall ist Bad Hersfeld: Im Umkreis des Hauses ist kein vergleichbares Angebot erreichbar, das Krankenhaus ist also versorgungsrelevant und muss gehalten werden. Das vom Geschäftsführer vorgetragene Konzept des Gesundschrumpfens, erscheint erfolgversprechend, bedarf aber der massiven Unterstützung der lokalen Politik.

In Groß-Gerau stellte die Geschäftsführerin den Umbau des Hauses zu einem Art Gesundheitszentrum vor, das eine wohnortnahe Notversorgung und einige stationär und ambulant verzahnte Angebote für die Bürger*innen vor Ort erhält. Das Krankenhaus Erbach ist eines der letzten stationären medizinischen Angebote im Odenwald. Die Fallzahlen sinken stetig. Wenn das Haus erhalten werden soll, bedarf es einer Neustrukturierung und einer stärkeren Kooperation mit anderen Häusern, gepaart mit einer Öffnung zu weiteren ambulanten Angeboten.  Das Defizit wird angesichts der Bevölkerungszahl vor Ort und den damit einhergehenden geringen Patient*innenzahlen schwer zu reduzieren sein. Die hauseigenen Reformen müssen dringend umgesetzt werden, Groß-Gerau hat bereits Insolvenz angemeldet, Bad Hersfeld steht kurz davor.

Bocklet: „Um auch im ländlichen und gering besiedelten Raum eine gute, stationäre Grundversorgung zu erhalten, plädiere ich dafür, schnellstens eine neue Finanzierung der Krankenhäuser auf den Weg zu bringen: Neben den Investitionspauschalen, die das Land dieses Jahr wieder erhöht hat, gibt es die Fallpauschalen (DRGs) zur Finanzierung der Krankenhäuser. Zusätzlich bedarf es einer dritten Form der Finanzierung: Dort wo wir den Erhalt benötigen, muss es eine „Vorhaltepauschale“ geben, also eine Basisfinanzierung von dringend notwendigen medizinischen Angeboten, die sich aufgrund der geringen Fallzahlen vor Ort nicht kostendeckend betreiben lassen. Dafür werde ich mich auf Bundesebene einsetzen.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecherin: Lisa Uphoff
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