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18.05.2016
Portraitfoto von Daniel May

Daniel May: Stärkung der Berufsorientierung und Arbeitslehre in Schule und Unterricht

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Der Kollege Degen hat in der Tat am Anfang seiner Rede die Landesregierung dafür gelobt, dass sie so schnell geantwortet hat. Er hat aber leider unberechtigterweise diesem Lob der Schnelligkeit kein Lob des Inhalts folgen lassen. Ich finde es ganz schön, dass Kollege Klein eben schon einmal angefangen hat, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Denn das Bild, das Sie hier gestellt haben, geht dann doch tatsächlich am Inhalt und der Wirklichkeit sehr stark vorbei. Ich möchte meinen Teil dazu beigetragen, Ihnen noch einmal deutlich zu machen, was Ihnen eigentlich auch anhand der Antwort der Landesregierung hätte klar werden müssen, dass nämlich die Berufsorientierung für die Landesregierung eine ganz herausragende Stellung hat.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Herr Kollege Degen, Sie, aber auch Herr Kollege Klein haben richtigerweise darauf hingewiesen, dass vieles von dem, was im Bereich der Berufsorientierung jetzt auf den Weg gebracht wird, ein Ergebnis des Bildungsgipfels ist. Die Arbeitsgruppe 4 „Schule als Vorbereitung auf die Arbeits- und Lebenswelt“ hat in diesem Bereich sehr viele sehr einmütige Vorschläge gemacht. Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei all denjenigen, die daran mitgearbeitet haben, dass diese Arbeitsgruppe und der Bildungsgipfel insgesamt so viele Vorschläge gemacht haben. Vieles von dem, was in dieser Arbeitsgruppe erarbeitet wurde, wird jetzt in die Wirklichkeit umgesetzt.
Dazu gehört eben auch unser Ziel, das wir schon in unserem Koalitionsvertrag festgelegt haben, nämlich das Ziel, das jetzt die Landesregierung weiter verfolgt, keinen Jugendlichen und keinen jungen Menschen ohne Perspektive zurückzulassen, sondern dass alle Schülerinnen und Schüler – ich zitiere jetzt aus der Antwort zur Großen Anfrage –
… durch abgestimmte und qualifizierende Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung auf die Berufswelt vorbereitet werden.
Dieses Ziel hat auch der Bildungsgipfel unter Mitwirkung zahlreicher gesellschaftlicher Akteure formuliert ebenso wie zahlreiche Maßnahmen, von denen die Dinge, die unter Berufsorientierung zusammenzufassen sind, nur einen Teil ausmachen. Die Große Anfrage zeigt eben, dass dieser eine Teil wiederum mit einem ganzen Fächer von Impulsen von der Landesregierung vorangebracht wird.
Sie haben dann in Ihrer Besprechung das Thema Berufsorientierung der Gymnasien sehr stark betont. Sie haben darauf auch bei dem, was Sie abgefragt haben, viel Wert gelegt. Auch in diesem Bereich hat der Bildungsgipfel Ergebnisse gezeitigt, die jetzt in die Praxis umgesetzt werden. Schauen wir uns einmal an, was die Arbeitsgruppe 4 zu Papier gebracht hat, – ich möchte zitieren –:
Auch wenn die gymnasialen Bildungsgänge eigentlich darauf ausgerichtet sind, zu einem Eintritt in ein Studium zu qualifizieren, soll sich die Berufsorientierung nicht nur auf das Spektrum von akademischen Berufen beschränken.
Die Große Anfrage, die Sie gestellt haben, zeigt nun sehr gut, dass diese Ideen nicht verloren gegangen sind, sondern dass sie in Realpolitik umgesetzt wurden und dass sie angepackt wurden. Das zeigt sich an dem Erlass, den Sie auch schon zitiert haben. Schon gleich beim Titel müsste Ihnen klar werden, dass sich dort bei diesem Erlass, der das Fundament für die Arbeit dort legt, einiges verändert hat, denn wenn vorher bei diesem Erlass im Titel die Gesamtschulen und Gymnasien nicht erfasst wurden, so heißt es nun heute, dass er die Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen regelt, also in allen Schulen. Das zeigt doch sehr deutlich, dass dieser Anspruch, den der Bildungsgipfel hier formuliert hat, auch umgesetzt wird.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Es ist natürlich auch zu begrüßen, dass da viele weitere Maßnahmen von der Landesregierung aufgenommen wurden. Nachdem Sie gesagt haben, das sei im Gymnasium noch gar nicht angekommen, habe ich eben gerade einmal gezählt. Ich bin leider nicht ganz bis zum Ende gekommen, weil das mit dem Multitasking bei mir nicht so ausgeprägt ist. Aber ich habe nachgezählt, in welchen Fragen auf die Berufsorientierung an Gymnasien Bezug genommen wird. Ich kam jetzt auf die 12, 18, 19, 21, 23, 27, 28, 30 und 31. Dann bin ich leider nicht weitergekommen. Aber das zeigt schon sehr deutlich, dass an dieser Stelle viel unternommen wird und dass das auch in der Großen Anfrage deutlich geworden ist.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)
Ich möchte nur einen Punkt beispielhaft zitieren. Das ist sozusagen die Zusatzzahl, die 28. Da haben Sie das auch explizit abgefragt. Da heißt es dann auch:
Es gibt an allen allgemeinbildenden Schulen eine Koordinatorin oder einen Koordinator für Berufs- und Studienorientierung.
Später heißt es:
In diesen Gesamtprozess sind auf der Grundlage des vorgenannten Erlasses auch die Gymnasien einbezogen bei dem Auf- und Ausbau ihres schulspezifischen Konzepts zur Studien- und Berufsorientierung.
Für uns ist nämlich klar: Akademische und berufliche Bildung sind für uns gleichwertig. Von daher ist für uns klar, dass Berufsorientierung an allen Schulformen stattfinden muss.
Dann haben Sie kritisiert: Wer weiß denn, ob das, was in Erlassen steht, umgesetzt wird. Da müssten Sie mir dann schon einmal erklären, wie Sie denn beabsichtigen würden, wenn Sie Kultusminister wären, hier Schulpolitik zu machen. Würden Sie dann an jede Schule einzeln gehen?
(Zuruf des Abg. Timon Gremmels (SPD))
Ich für meinen Teil habe großes Vertrauen darauf, dass unsere Schulen mit dem, was die Landesregierung entwickelt, das in die Tat umsetzt.
Wir haben Vertrauen in unsere Lehrerschaft. Wenn Sie das nicht haben, müssen Sie das mit den Lehrerinnen und Lehrern ausmachen.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Hartmut Honka (CDU))
Ein großer Teil Ihrer Rede ist ja an dem Thema der Arbeitslehre an Gymnasium aufgehängt gewesen, was ich verstehen kann. Sie haben das ja historisch hergeleitet, dass es früher einmal eine Landesregierung gab, die die Arbeitslehre an Gymnasien eingeführt hat, um die Berufsorientierung dort zu verankern.
(Timon Gremmels (SPD): Sie als GRÜNE waren da dabei! – Zuruf des Abg. Christoph Degen (SPD))
– Das bestreite ich auch gar nicht, Herr Kollege Gremmels. Ich wäre da schon selbst noch drauf gekommen.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Die Frage ist, ob man ein Ziel – nämlich Berufsorientierung an Gymnasien zu verankern –, nur auf diese eine Art und Weise erreichen kann. Da ist diese große Anfrage, würde ich sagen, geradezu der deutlichste Beweis dafür, dass es eben mehrere Wege zum Ziel gibt. Der Weg, den wir jetzt gegangen sind, dass sie teilweise beim Fach Politik und Wirtschaft eingeführt wird, und vor allen Dingen – das finde ich viel wichtiger –, dass sie als Querschnittsthema wahrgenommen und nicht gesagt wird, Berufsorientierung findet nur in einem Fach statt, sondern muss in allen Fächern stattfinden, ist, finde ich, der bessere Weg, und davon erhoffe ich mir wesentlich mehr.
Von daher: Dass Berufsorientierung ein Querschnittsthema ist, sollten wir dann eher als ermunterndes Signal dafür nehmen, dass das in der Praxis tatsächlich bei allen Schülerinnen und Schülern ankommt. Wir haben ja – sage ich einmal – auch der Arbeitslehre ein großes Gewicht gegeben. Es ist ja nicht so, dass wir, wie Sie es gesagt haben, „Totengräber der Arbeitslehre“ wären. Das würde ich einmal entschieden zurückweisen. Auch in diesem Bereich setzten wir Ergebnisse des Bildungsgipfels um, der auch in der Gruppe 4 den Erhalt des Faches Arbeitslehre und die Stärkung der Lehrkräftebildung im Fach Arbeitslehre gefordert hat.
Da weise ich nur einmal auf die Frage 54 hin und möchte noch einmal das unterstreichen und bestärken, was das Kultusministerium dort sagt, nämlich dass das Kultusministerium sehr wohl mit den Universitäten Verhandlungen aufnehmen möchte, um die Arbeitslehre auch in Forschung und Lehre dauerhaft zu sichern. Ich halte es nämlich für unabdingbar, dass die Regierung dafür sorgt, dass die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Bereich der Arbeitslehre dauerhaft an den hessischen Universitäten gewährleistet wird.
Genauso wichtig ist natürlich auch – gerade weil wir akademische und berufliche Bildung für gleichwertig halten –, dass die Berufsorientierung bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern aller Schulformen ein hohes Gewicht erhält. Auch dort sehe ich weniger Trennendes als Einendes zwischen unseren Fraktionen. Auch das ist übrigens ein Beispiel für ein Ergebnis, das der Bildungsgipfel erarbeitet hat. Der Bildungsgipfel, den Sie leider mit fadenscheinigen Gründen trotz der vielen guten Ergebnisse verlassen haben, zeigt wieder einmal, dass er sehr erfolgreich war und seine Ergebnisse hier in Realpolitik umgesetzt werden.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der CDU)
Für mich kommt bei dieser Großen Anfrage auf jeden Fall sehr deutlich heraus, dass die Landesregierung der Stärkung der Berufsorientierung hohe Priorität einräumt. Es werden viele Maßnahmen ergriffen, die wir Ihnen jetzt noch einmal darstellen konnten. Wir setzen die Ergebnisse des Bildungsgipfels Schritt für Schritt um und verfolgen damit unser Ziel, was wir schon im Koalitionsvertrag deutlich gemacht haben – ich zitiere zum Abschluss:
Wir wollen möglichst keine Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss zurücklassen.
Vielen Dank.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der CDU)

Vizepräsident Frank Lortz:

Vielen Dank, Kollege May.

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