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25.08.2017

NSU-Untersuchungsausschuss: Temme redet viel, bleibt klare Aussagen aber einmal mehr schuldig

Die GRÜNEN im Landtag haben den früheren Mitarbeiter des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Andreas Temme, in der heutigen Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses erneut mit Widersprüchen zwischen seinen Aussagen und den Akten konfrontiert. „Leider hat Temme zwar wortreich geantwortet und es dabei auch nicht unterlassen, dem Ausschuss gegenüber belehrend aufzutreten, aber einmal mehr keine klaren Aussagen getroffen“, erklärt Jürgen Frömmrich, Ausschuss-Obmann der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. „Im Gegenteil: Es entstand der Eindruck, dass Temme nach bereits zwei früheren Aufritten vor diesem Ausschuss, der Aussage vor dem NSU-Ausschuss des Bundestages, sechs Befragungen durch das Oberlandesgericht München und zuvor zahlreichen polizeilichen Vernehmungen geübt darin ist, nur noch vage zu antworten.“

„Temme hat ausgesagt, nichts von dem Mord mitbekommen zu haben. Andere Zeugen haben zwar ebenfalls keine Schüsse, aber ein Sturzgeräusch gehört. Temme blieb heute bei seiner Darstellung, ließ aber offen, ob er das Internet-Café bereits verlassen hatte“, so Frömmrich weiter. „Festlegen wollte er sich auch nicht, ob er, wie die Akten nahe legen, regelmäßig vor allem in der Mittagspause einen Flirt-Chat im Internet aufsuchte. Sein Verhalten im Ausschuss deckt sich mit der Darstellung des ebenfalls heute als Zeuge vernommenen ehemaligen Staatsschützers, der die Vernehmungen Temmes als wegen dessen Redseligkeit schwierig beschrieb.“

„Temme wurden Ausschnitte aus einer von der Künstlergruppe ,forensic architecture‘ erarbeiteten Nachstellung der mutmaßlichen Geschehnisse am Tatort vorgespielt. Zuvor hatte der

Ausschuss gemeinsam festgestellt, dass diese Darstellung von den Ermittlungsakten deutlich abweicht und erhebliche methodische Mängel enthält. Ich bin froh, dass diese Einschätzung nicht zum Streitthema im Ausschuss wurde. Schon die Nebenklage in München hatte darauf verzichtet, das Video in den Prozess einzuführen, weil es sich nicht als Beweismittel eignet.“

Der Pensionär des Landesamtes für Verfassungsschutz, der im Jahr 2000 die Grillfeier einer damaligen „CDU-Arbeitsgruppe“ im Landesamt organisiert hatte, bestätigte, dass der damalige Innenminister Volker Bouffier dabei mit allen Anwesenden lediglich flüchtige Gespräche geführt hatte. „Wir haben dieses Treffen, das sechs Jahre vor dem Kasseler Mord stattfand, bereits mehrfach im Ausschuss behandelt. Für die Untersuchung ist es allenfalls am Rande interessant. Aber es ist uns wichtig, sehr sorgfältig und gründlich den Untersuchungsauftrag abzuarbeiten, den der Landtag uns gegeben hat, und deshalb die letzten Winkel auszuleuchten und lose Enden zu verknüpfen.“


Pressestelle der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag
Pressesprecher: Volker Schmidt
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Fon: 0611/350597; Fax: 0611/350601
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